Montag, 28. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 6.5: Unterweckerstell - Die Kapelle als Investitionsbank für Kirchengebäude

© Gabriele von Trauchburg


In Teil 10.4. zu den Erläuterungen des Donzdorfer Kapellenwegs wird detailliert untersucht, wie sich eine Kapelle im Lautertal zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert finanzierte. Das Ergebnis sei hier kurz vorweggenommen: Geistliche Institutionen erhielten das Recht zum Geldverleih. Grund hierfür war, dass die Geldwirtschaft immer stärker um sich griff und auch das Land erreichte. Doch während in den großen Städten die Banken so berühmter Familien wie der Fugger und Welser in Augsburg oder der Besserer und Ehinger in Ulm agierten, gab es auf dem Lande ... niemand!!!
Wer also sollte ein derartiges Geschäftsmodell eröffnen, betreiben, keine Wucherzinsen verlangen, aber dennoch diesem neuen Wirtschaftsmodell zum Durchbruch verhelfen? Es kam nur eine Institution in Frage: die Kirche. Zudem war die Kirche diejenige Institution, die verwaltungstechnisch am weitesten entwickelt war und als überregionale Institution dafür sorgen konnte, dass keine individuellen Zinssätze, sondern ein einheitlicher Zinssatz flächendeckend durchgesetzt werden konnte.
In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde deshalb innerhalb der Kirche erlaubt, Kredite zu vergeben und im Gegenzug einen festgeschriebenen Prozentsatz von 5 % an Zinsen zu verlangen. Diese Chance nutzten die Kapelle von Grünbach und die Kapelle von Unterweckerstell für sich, Unterweckerstell ab der Heiligenrechnung von 1589-91. Darin findet sich erstmals die Rubrik Ausgaben: Gelt - Hauptgut, damit man Zins erkhauffet.Der Titel der Rubrik ist äußerst aufschlussreich - man legt übergibt jemandem eine Geldsumme und kauft damit für sich selbst Zinseinnahmen.

Die Zahl der Kreditnehmer, vor allem Bauern und Handwerker aus der engeren Umgebung, lag anfangs bei zwei (1589-91) und stieg langsam auf vier (1595) und bis zur Jahrhundertwende auf sieben. Doch im Laufe der Zeit vermehrte sich die Zahl der von den Kapellenverwaltungen ausgegebenen Kredite bis 1679 auf 50 Kreditnehmer. Auffallend viele Kredite wurden zwischen 1769 und 1771 aufgenommen. Diese Entwicklung geht jedoch auf ein besonderes Ereignis zurück. Der damalige Herrschaftsinhaber von Donzdorf,  der junge Maximilian Emanuel von Rechberg, wagte ein wirtschaftliches Experiment. Er eröffnete seinen Untertanen die Möglichkeit, traditionelle Lehen - Häuser, Grundstücke - abzulösen und als Eigentum zu erwerben. Zahlreiche Donzdorfer wollten diese Gelegenheit nutzen, und nahmen deshalb Kredite in Unterweckerstell - und auch in Grünbach - auf.   
Mit diesem bisher in der Forschung wenig beachteten Material kann man also ziemlich genau die Entwicklung der Ökonomie auf dem Land beobachten (Teil 10.4, Label: Grünbach).

Neben der ländlichen Bevölkerung gibt es noch eine weitere Gruppe von Kreditnehmern. Es handelt sich dabei um kirchliche Verwaltungen. Blättert man die Heiligenrechnungen der Kirchen und Kapellen aus den Rechbergschen Herrschaften durch, so findet man eine ganze Reihe kirchlicher Verwaltungen mit Finanzbedarf: die Pfarrei St. Martinus Donzdorf, St. Laurentius in Hürbelsbach, die Wallfahrtskapelle zur Schönen Maria auf dem Hohenrechberg, die Pfarrkirche Ottenbach usw.
Die an die bedürftigen Institutionen ausgegebenen Krediten reichten von 20 bis 1291 Gulden, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.
  • 1613: St. Laurentius Hürbelsbach - 65 Gulden für das Gebäude  
  • 1690: St. Martinus Donzdorf - 200 Gulden, ursprünglich für eine neue Orgel, doch dann für eine neue, leider nicht näher bezeichnete Seitenkapelle
  • 1690: Kapelle Hohenrechberg - 333 Gulden für den Neubau der Kapelle
  • 1696: Kapelle Hohenrechberg - 533 Gulden für die Kapelle (Einbau der Orgel)  
  • 1701: St. Martinus Donzdorf - 200 Gulden für eine neue Orgel und 50 fl für weitere Arbeiten
  • 1703: St. Martinus Donzdorf - 1291 Gulden für den Neubau des Donzdorfer Pfarrhauses Hohenrechberg hat im gleichen Jahr die 533 fl von 1696 zurückgezahlt
  • 1729: St. Martinus Donzdorf - 48 Gulden für ein neues Kirchenpflaster
  • 1729: St. Peter Reichenbach - 20 Gulden ohne Verwendungsangabe 
  • 1739: St. Barbara Donzdorf - 401 Gulden für den Kapellenbau
  • 1741: St. Barbara Donzdorf - 20 Gulden zum Bau der Eremitage bei der Kapelle
  • 1741: St. Martinus Donzdorf - 25 Gulden für Bau- und Reparaturmaßnahmen am Pfarrhof
  • 1773: St. Martinus Donzdorf - 641Gulden für den Umbau von St. Martinus. Dies ist die erste Rate für den Beitrag. In der Folgezeit übernimmt St. Georg weitere Rechnungen und später fällige Zinsen, wie sich in den Heiligenrechnungen bis 1809 feststellen lässt.  
Das außergewöhnliche bei diesen Krediten ist, dass die geistlichen Kreditnehmer zwar zur Rückzahlung der Kredite verpflichtet waren, nicht jedoch zur Zahlung von Zinsen. Dies hatte zur Folge, dass Kredite über einen langen Zeitraum in Anspruch genommen werden konnten, wie das Beispiel von Hohenrechberg zeigt:
  • Hohenrechberg: Vom Kredit in Höhe von 333 Gulden (1690) standen 1733 noch 80 Gulden aus. 
  • St. Martinus: Vom Kredit in Höhe von 200 Gulden (1701) standen 1773 noch 200 Gulden aus. 
  • St. Martinus: Vom Kredit in Höhe von 1291 Gulden (1703) standen 1773 noch 706 Gulden aus. 
  • St. Martinus: weitere Kredite in Höhe von insgesamt 280 Gulden (ab 1741)
  • St. Barbara: Vom Kredit in Höhe von 401 Gulden (1739) standen 1773 noch 401 Gulden aus. 
Die Kreditvergabe an geistliche Kreditnehmer war räumlich beschränkt auf die Rechbergschen Herrschaften. Das bedeutet, dass sich diese Institutionen gegenseitig bei ihren Bauten unterstützten. Zudem zeigt die Heiligenrechnung von St. Georg in Unterweckerstell, dass sich ziemlich schnell die zinslosen Kredite zu großen Summen entwickeln konnten. Im Jahre 1773 hatte St. Georg deshalb Ausstände in Höhe von 1593 Gulden. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Pfarreiverwaltung St. Martinus die Filiale St. Georg als das eigene Schatzkästchen betrachtete. Für St. Georg bedeutete dies, dass die Kapellenverwaltung auf eine üppige Barockausstattung in der eigenen Kapelle verzichtete. 
Mit Hilfe der Vergabe von Krediten gelang es den Kapellenverwaltungen vom 16. bis 18. Jahrhundert, ihre Gebäude auf hohem künstlerischem Niveau auszustatten. Nur so war es möglich, dass sich in den ehemaligen Rechbergschen Herrschaften eine ganz eigene, von Bayern beeinflusste Kunstlandschaft kurz vor den Toren von Stuttgart entwickelte. Diese Bayerische Kunstexklave wird später in diesem Blog näher untersucht werden.

Quellen und Literatur

GRFAD - Heiligenrechnungen von St. Georg in Unterweckerstell




Freitag, 25. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 6.4: Unterweckerstell - Die Ausstattung der Kapelle vom Barock bis zur Neogotik

© Gabriele von Trauchburg


Die Ausstattung der Spätgotik hatte über viele Jahrzehnte hinweg Bestand. Aus den Heiligenrechnungen, die ab 1570 einsetzen, enthalten keine Hinweise auf Veränderungen beim der Einrichtung der Kapelle. 

Barock und Rokoko

Ab der 2. Hälfte des 17. und während des gesamten 18. Jahrhundert finden sich immer wieder Belege für umfassende Renovierungen in der Kapelle St. Georg. Die erste fand schon 1658 statt. Damals wurde das Kirchengebäude mit Arbeiten an Mauern und Dach - u.a. mit Anbringung von Schindeln - wieder instand gesetzt. Zusätzlich erhielt die Kapelle ein vergoldetes Antependium für 9 Gulden. 1660 schuf ein Donzdorfer Schreiner einen Heiligenschrein. 1661 ließ man ein altes Wandelglöckchen in Schwäbisch Gmünd umgießen und bezahlte einen Kirchenbaumeister für einen Entwurf. Seine Vorschläge hatte man jedoch nicht umgesetzt, denn Bauarbeiten fanden 1662 und 1663 nicht statt. Stattdessen waren die Renovierungen 1663 abgeschlossen. Ein Donzdorfer Schreiner hatte einen neuen Altar für 7 Gulden angefertigt. Ein vergoldeter Kelch war für 9 Gulden und ein neues Messgewand von einem Welschen (= Italiener) im Tausch gegen Mehl gekauft worden. Ein Jahr später erwarb die Kapelle noch ein neues Messbuch für 5 Gulden.
Die Maßnahmen der Jahre 1658 bis 1664 kann man als Belege für die Überwindung der Folgen des 30jährigen Krieges betrachten. Ob damit jedoch bereits eine komplette Barockisierung einher ging, lässt sich nicht ermitteln, die einzelnen Elemente könnten jedoch den Beginn dieser neuen Stilart in der Region des Lautertales eingeläutet haben.

Das spanische Kreuz
In der Heiligenrechnung von 1685 wird die Kapelle Unterweckerstell als ziemlich ruinos bezeichnet. Wieder wird an der Kapelle gebaut, dieses Mal auch mit Handwerkern aus den umliegenden Städten und für insgesamt 140 Gulden. Drei Ausgaben stechen dabei besonders ins Auge: Der Donzdorfer Schreiner Michael Schmidt erhielt 24 Gulden - eine stolze Summe. Und gleich danach erhielt der Schwäbisch Gmünder Maler Johann Christoph Kazenstein für zwei Seithen Tafelen Unserer lieben Frauen Maria Hilf und St. Antoni - 7 Gulden. Diese beiden Ausgaben lassen vermuten, dass Unterweckerstell zu diesem Zeitpunkt einen neuen Choraltar oder zwei Seitenaltäre erhalten hatte. 
Ein unscheinbarer, dazu noch sehr schwer lesbarer Zettel von 1684, abgerechnet 1685, enthält einen  Hinweis auf ein für die europäische Geschichte markantes Ereignis. Da ist zu lesen: Ich, underzeichnender, hochfreyherrlicher Herrschaft in Dontz Dorff hab erstlich ein alte Kupferknopf verzinnt mit samt denen ..., hab daran verdient 2 Gulden 15 Kreuzer. Dem Schlosser für das Spanische Kreuz 1 Gulden 30 Kreuzer, dem Mahler für das Kreuz an zu streichen 12 Kreuzer in die Kapell zu Under Wecker Stell. Die drei Handwerker waren der Kupferschmied Hans Joachim Wagner, der Schlosser Andreas Schneck und der Maler Madtes (Matthäus) Schon und alle drei arbeiteten in Geislingen.

Das bemerkenswerte an dieser Rechnung ist die Anfertigung eines sogenannten Spanischen Kreuzes im August 1684. Der Name verweist auf das Caravaca-Kreuz, das in seiner Form einem Patriarchenkreuz ähnelt, aber eine ganz eigene Geschichte besitzt. Das Kreuz von Caravaca ist eine Reliquie des wahren Kreuzes von Christus, das der Erzbischof Robert von Jerusalem 1232 nach Caravaca brachte.
Um die Verbindung zwischen diesem Kreuz in Spanien und Unterweckerstell zu erkennen, muss man in die Geschichte der Grafen von Rechberg eintauchen. Zu Beginn der 1680er Jahre residierte Bernhard Bero von Rechberg gemeinsam mit seinem Sohn Franz Albert im Donzdorfer Schloss. Beide Männer waren hochrangige Hofbeamte in München und Offiziere in der bayerischen Armee. Bernhard Bero von Rechberg hatte sich während des Türkenkrieges 1663-1664 in der kaiserlichen Festung Neuhäusel in der Südslowakei aufgehalten, sein Sohn Franz Albert kämpfte bei der Befreiung von Wien 1683 an vorderster Front mit. Vor Beginn der Kampfhandlungen hatten die begleitenden Geistlichen dem bayerischen Heer das Caravaca-Kreuz gezeigt und sie nach einem Gebet unter dem Banner Mariens in die Schlacht ziehen lassen, die sie gemeinsam mit den anderen christlichen Heeren erfolgreich beendeten. 
Der Kampf gegen die Türken war von großer politischer Bedeutung gewesen. Hätten die Türken Wien erobert, wäre ihnen der Weg nach Zentral- und Westeuropa offen gestanden. Und die Zeitgenossen fürchteten sich vor den türkischen Eroberern. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass das bei Wien gezeigte Caravaca-Kreuz nach der gewonnenen Schlacht seinen Weg nach Altötting fand. Vater und Sohn Rechberg brachten die Verehrung des Caravaca-Kreuzes dann in ihre eigenen Herrschaften. Und tatsächlich wurde dieses besondere Kreuz erstmals in Unterweckerstell 1684, also ein Jahr nach der Schlacht bei Wien aufgestellt.
Da dieses Kreuz gemeinsam mit dem Turmknopf angefertigt wurde, darf man vermuten, dass es ein Ensemble aus Knopf und Kreuz für den Turm oder den Dachreiter bildete, ähnlich wie bei der Münchner Theatinerkirche. Heute ziert dieses Emsemble den Unterweckersteller Turm nicht mehr.
Das Unterweckersteller Spanische Kreuz blieb nicht das einzige in der Region. Nur wenige Jahre später konnte man drei derartige Kreuz an der von Bernhard Bero und seinem Sohn gestifteten Wallfahrtskirche Hohenrechberg sehen, zwei davon sind heute noch erhalten (Label: Hohenrechberg).

Spanisches Kreuz über dem südlichen Seitenschiff der Wallfahrtskirche Hohenrechberg - © GvT
Und völlig unscheinbar ist ein weiteres Spanisches Kreuz am Ende von Lauterstein-Weißenstein kurz vor dem Aufstieg der alten Steige auf einem Bildstock zu erkennen.


In die Zeit des Barocks fällt auch die Anschaffung einer neuen Kapellenglocke. Den Auftrag dafür hatte 1731 der Ulmer Gießer Gottlieb Korn erhalten. Die alte Unterweckersteller Glocke hatte man nach Ulm gebracht. Zum alten Material musste noch neues hinzugefügt werden, damit der neue Guss gelingen konnte. Anschließend kam die Glocke an ihrem neuen Platz.
Die nächste große Renovierung in Unterweckerstell musste 1745 in Angriff genommen werden, denn wieder einmal vermerkt die Heiligenrechnung den ruinosen Zustand der Kapelle. Dieser wurde von eindringendem Wasser hervorgerufen. Die Rechnungen zeigen umfangreiche Arbeiten. Allein der Donzdorfer Schlosser verdiente 51 Gulden bis 1751. Der Maurer und seine Gesellen kamen auf 25 Gulden, der Zimmermann auf 4 Gulden und der Glaser auf 19 Gulden. Doch geben die Rechnungen zwischen 1745 und 1751 noch keinen Hinweis auf eine barocke Ausstattung der Kapelle St. Georg in Unterweckerstell.
In den folgenden Jahren finden sich einige Belege für Neuanschaffungen. So erwarb die Kirchenverwaltung 1763/64 neue aus Holz gearbeitete Leuchter. Die Hungersnot Anfang der 1770er Jahre fand auch in der Kapelle St. Georg ihren Nachhall. Während man in Nenningen 1774 die neue Kapelle am Weg zu den Wiesen und Äckern erbaute  (Label: Pietà) und in Grünbach ab 1775 der gesamte Innenraum renoviert und neu gestaltet wurde (Label: Grünbach), ließ man in Unterweckerstell ebenfalls 1775 den vorhandenen Altar vom Waldstetter Maler Anton Betz neu fassen. 1781 schließlich wurde der Turm der Kapelle umfassend renoviert.
Doch lassen all diese Maßnahmen keine vollständige Umgestaltung von St. Georg im Stil des Barocks erkennen. Die Ursache hierfür lässt sich nur dadurch erklären, dass ein großer Teil der Geldmittel für den Umbau der Donzdorfer Kirche St. Martinus verwendet wurde (s. Teil 6.5)

Neogotik

Wie bereits bei der Grünbacher Kapelle St. Peter vorgestellt, konnte auch die Unterweckersteller Kapelle St. Georg seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die Vergabe von Kleinkrediten ein gutes finanzielles Polster erlangen. Wie auch bei St. Peter in Grünbach musste St. Georg in Unterweckerstell das Kreditgeschäft zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgeben. Dadurch fielen die Einnahmen für Renovierungsmaßnahmen in und an der Kapelle weg. Kein Wunder also, dass die erste große Renovierung erst wieder 1861 vorgenommen wurde. 
Eine umfassende Renovierung der Kapelle muss damals unumgänglich gewesen sein. Dabei wurde das Kirchenschiff neu erbaut. Um Licht in das Gebäude zu bringen, wurden im Chor und im Langhaus rechteckige Fenster eingebaut.
Zur Zeit der Kapellenrenovierung war gerade der Stil des Historismus hoch modern, weshalb man ihn auch bei der Gestaltung des neuen Kapellenschiffs anwandte, als man ein rundbogiges Westportal einbaute.
Westportal von St. Georg - © GvT
Die regelmäßigen Proportionen, um die man von der Romanik bis Klassizismus bemüht war, konnte man beim Umbau von 1861 nicht vollständig umsetzen, wie man deutlich anhand des Paradiesbogens im Innern der Kapelle erkennen kann. Das Schiff wurde gerade einmal so hoch gebaut, dass die Spitze des Paradiesbogens für den Betrachter optisch einfach abgeschnitten wurde.

Der gekappte Paradiesbogen in St. Georg - © GvT
Dies mag wohl mit der Hanglage der Kapelle zusammenhängen. Zur Sicherung des Kapellenchors errichtete man damals die außen sichtbaren Strebepfeiler. Zudem kann man aus den Heiligenrechnungen herauslesen, dass die Kapelle immer wieder mit Feuchtigkeit zu kämpfen hatte und hat.
Bevor im Chor die viereckigen Fenster herausgebrochen wurden, wurden die spätgotischen Malereien auf Papier festgehalten und ihre Thematik bei der neogotischen Neugestaltung berücksichtigt. Der in München ausgebildete Wilhelm Traub hatte den Auftrag zur Ausgestaltung der Kapelle erhalten.
Vor dem Durchbruch zeichnete er die Motive ab. Auf seinen Zeichnungen vermerkte er genau, welche Figuren rechts und links von den alten Chorfenstern zu sehen waren. Er zeichnete ebenfalls die Darstellungen in den Gewölbesegmenten ab. Beim genauen Hinsehen auf seinen Zeichnungen kann man erkennen, dass es sowohl bei den Malereien an der Wand, wie auch im Gewölbe Fehlstellen gab. Kein Wunder also, dass man nach damaligem Verständnis endlich neue, vollständige Wandmalereien im Zeitgeschmack haben wollte. Anschließend fertigte Traub deshalb ein neues Konzept zur Ausgestaltung der Kapelle. Seine Zeichnungen von den spätgotischen Malereien wurden im Landesamt für Denkmalpflege aufbewahrt, sind jedoch heute verschollen.
Die gegenwärtig in Unterweckerstell sichtbaren Malereien wurden in zwei rund 20 Jahren von einander getrennten Phasen aufgebracht. Beide Male hieß der Maler mit Familiennamen Traub, 1861 war Wilhelm Traub in St. Georg tätig. Bei den Malerei von 1887 wurde Ludwig Traub verpflichte, der in diesem Zeitraum auch in Grünbach und Hürbelsbach arbeitete.
An der Chorbogenwand ist auf der Nordseite (links) die Muttergottes abgebildet und markiert damit die Frauenseite in der Kapelle. Auf der Südseite (rechts) wurde Joseph dargestellt und weist auf die Männerseite hin. Die Malereien übernehmen die Funktion eines Seitenaltares, denn aufgrund des eingeschränkten Platzes wurde in St. Georg auf diese verzichtet.

Wilhelm Traub, Maria mit dem Christuskind auf der Frauenseite in St. Georg, 1861 - © GvT

Wilhelm Traub, Joseph auf der Männerseite in St. Georg, 1861 - © GvT
Innen im Chor befinden sich die Apostel Johannes und Paulus auf der nördlichen Seite (links), und auf der südlichen Seite (rechts) Jakobus d. Ältere und Petrus. Ihre Darstellungen sind neue Interpretationen der 1861 abgezeichneten spätgotischen Wandmalereien.

Zweimal entdeckt man eine Gemälde des Kapellenpatrons St. Georg. Beim Betreten der Kapelle fällt der Blick des Besuchers zuerst auf das gegenüberliegende romanische Fenster, in dem eine
auf Glas gemalte Darstellung des Heiligen zu sehen ist. Diese Glasmalerei stammt von dem Lauinger Künstler Ludwig Mittermaier, der sie 1863 anfertigte.

Ludwig Mittermaier, Hl. Georg - Glasmalerei, 1863 - © GvT

Im Zentrum des Kirchenschiffs befindet sich an der Decke in einem kleeblattförmigen Rahmen die zweite Darstellung des heiligen Georg. Das Bild ist signiert mit ‘L. Traub’ - Ludwig Traub, der auch in Grünbach und Hürbelsbach gearbeitet hatte.

Ludwig Traub, Heiliger Georg, 1887 - © GvT
Das Gemälde ist deshalb besonders bemerkenswert, weil hier der heroische Kampf zwischen dem Heiligen Georg und dem Drachen direkt in die Umgebung von Unterweckerstell übertragen worden war. Im linken Teil des Vierpasses erkennt man unschwer die Ruine der Burg Scharfenberg. Im rechten Teil ist die Burg!!! Staufeneckzu sehen.  

Der Stil der Nazarener


Die Bilder an der Chorwand sowie die vier Apostel im Chor sind im Stil der Nazarener gemalt.
Dieser Stil entwickelte sich in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Rom. In München entstand das Zentrum seiner Anhänger. Gefördert wurde die Arbeiten dieser Künstler von höchster Stelle, von König Ludwig I. von Bayern. Das Ziel seiner Vertreter war die Erneuerung der Kunst im Geiste des Christentums, wobei ihnen alte italienische und deutsche Meister als Vorbilder dienten. Bilder im Nazarenerstil strahlen Feierlichkeit, tiefe Ruhe und Ernst aus, weshalb man keine heiteren, lachenden Figuren darin findet.
Wilhelm Traub, Petrus mit dem Himmelsschlüssel, Chor in St. Georg, 1861 - © GvT
Jakobus d. Ältere mit dem Pilgerstab, Chor in St. Georg, 1861 - © GvT
Der Nazarenerstil befand sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf seinem Höhepunkt und verbreitete sich in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts auch im Lautertal und der angrenzenden Region. Den Beginn markieren die Altarblätter der beiden Seitenaltäre in St. Martinus in Donzdorf von Augustin Palme aus dem Jahre 1854. Als nächstes kam die Nazarenerkunst 1861 nach Unterweckerstell. In den Jahren ab 1865 wurde in Treffelhausen die St. Veitskirche nach dem verheerenden Dorfbrand neu gebaut und mit Elementen des Nazarenerstils ausgestattet. Die Neugestaltung der Schlosskapelle Weißenstein im Jahre 1877 erfolgte durch den in Münchner geschulten Künstler Carl Dehner und den Laurentius-Zyklus im Chor von Hürbelsbach schuf Ludwig Traub im Jahre 1887.
Wilhelm Traub, Paulus mit Buch und Schwert, Chor in St. Georg, 1861 - © GvT

Wilhelm Traub, Johannes mit dem Kelch, Chor in St. Georg, 1861 - © GvT
Im 20. Jahrhundert fanden nur noch wenige Veränderungen in der Kapelle statt. Um 1940 erhielt die Kapelle einen teilweise kolorierten, mit LH signierten Kreuzwegzyklus. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden zwei entscheidende Renovierungen statt. Bei den Arbeiten 1970 im Chor wurden Blumenranken in den Gewölbekappen aufgedeckt und restauriert (s.o.).
Im Jahre 1986 schlug ein Blitz in den Dachreiter über dem Portal ein. Seine Kraft war so stark gewesen, dass er ihn zerstörte und die darin aufgehängte Glocke schmolz. Der Dachreiter wurde wieder hergestellt. Während dieser Arbeiten fand man auf dem Dachboden ein barockes, leider ruinöses Gemälde (Öl auf Leinwand) des Heiligen Georgs, das sichergestellt wurde. Zudem wurden zwei Figuren aus der Kirche St. Martinus Donzdorf, die Heiligen Martin und Patrizius, an der Ostseite des Chores aufgestellt. 
 

Quellen und Literatur   

GRFAD - Heiligenrechnungen von Unterweckerstell
- Heimatbuch Donzdorf, hrsg. v. Stadt Donzdorf, Donzdorf 1976
- Heribert Hummel, Donzdorf - Die Kirchen der Stadt Donzdorf - Kirchenführer, Weißenhorn 1995
- Gabriele von Trauchburg, Lauterstein - Weißenstein - Nenningen: Kirchenführer, Lauterstein 2015
- Walter Ziegler, Die Kulturdenkmale im Kreis Göppingen, Göppingen o.J.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nazarener_(Kunst)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Mittermaier
https://de.wikipedia.org/wiki/Augustin_Palme
https://de.wikipedia.org/wiki/Patriarchenkreuz
https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuz_von_Caravaca

Montag, 21. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 6.3: Unterweckerstell - Die Ausstattung der Kapelle von der Romanik bis zur Spätgotik

 © Gabriele von Trauchburg



Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres einfachen, schmucklosen Aussehens würde man niemals vermuten, dass sich hinter den Mauern von St. Georg in Unterweckerstell unterschiedlichste Kunststile befanden und noch befinden.

Romanik

Zwei architektonische Stilelemente stammen aus der Zeit der Romanik. Beide befinden sich im Bereich des Chors. Zum einen erkennt man dort das romanische Rundbogenfenster und im Innern kann man das massive Kreuzrippengewölbe betrachten. Gerade mit letzterem beschäftigte sich Teil 6.1. näher, denn dieses architektonische Stilelement dient als Datierungshilfe für die Entstehung der Unterweckersteller Georgs-Kapelle. Das Gewölbe wird in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert.

St. Georg mit seinem romanischen Fenster und seinem Kreuzrippengewölbe aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts - © GvT

Spätgotik

Während der Bauarbeiten von 1861 wurden vorhandene spätgotische Fresken freigelegt und von dem in München ausgebildeten Maler Wilhelm Traub abgezeichnet. Diese Zeichnungen lagen lange Zeit unbeachtet beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, sind aber inzwischen leider verschollen. Nur noch drei schwarz-weiße Detailfotos davon sind heute in Heribert Hummels Buch über die Wandmalereien im Kreis Göppingen erhalten. Den Künstler dieses Gemäldezyklus kennt man nicht.

Die Entstehung der Fresken im spätgotischen Stil geht wohl auf die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Die Teile der Wand- und Deckengemälde befanden sich in den einzelnen Segmenten des Kreuzrippengewölbes, den Gewölbekappen, sowie an den Wänden und zeigten Szenen aus dem Jüngsten Gericht.

Das Jüngste Gericht - ein Rekonstruktionsversuch

Die Szenen eines Jüngsten Gerichts folgen vorgegebenen Motiven, die am jeweiligen Ort den Gegebenheiten angepasst und mit Details ergänzt wurden. Nicht weit von Unterweckerstell ist  das große Gingener Wandbild von 1524 in der Johanneskirche zu bewundern. Dieses Gemälde enthält sämtliche unverzichtbaren Motive eines jüngsten Gerichts:
    - Christus auf dem Regenboden sitzend, Maria und Johannes d. Täufer als Anwälte der Armen Seelen zu seiner Seite
    - Die Apostel als Beisitzer des Gerichts
    - Den Einzug der Seeligen in den Himmel, mit Petrus an der Himmelstür
    - Die Hölle
    - Eine Gerichtsszene mit dem Kampf zwischen dem Erzengel Michael und dem Teufel um Arme Seelen

Fünf der zwölf Apostel, Kopie der gotischen Malereien in Unterweckerstell, Wilhelm Traub, 1861
Von den von Wilhelm Traub angefertigten Kopien der gotischen Malereien von St. Georg Unterweckerstell sind drei Fotos erhalten, die folgende Szenen zeigen:
    - 5 Apostel, darunter der Heilige Petrus (mit Schlüssel), Thomas (mit Lanze)
    - der Einzug der Gerechten in den Himmel
    - die Hölle
Mit Hilfe des Wissens um die Basismotive eines Jüngsten Gerichts und den architektonischen Details von Unterweckerstell kann man einen Rekonstruktionsversuch der spätgotischen Malereien im romanischen Chor von St. Georg in Unterweckerstell wagen.
Wilhelm Traub hat auf seiner erhaltenen Kopie der Apostel zusätzlich kleine, aber gut lesbare Hinweise auf deren ursprüngliche Anordnung hinterlassen. Die Abbildung oben zeigt vier eng beieinander stehende Apostel unter einem Bogen und durch eine Mittellinie getrennt. Diese vier Apostel waren an einer der drei Chorwände abgebildet - erkennbar anhand des Bogens in der Zeichnung. Die Hinweise von Wilhelm Traub - direkt unter der Bogenspitze - erklären, dass die beiden auf der linken Seite platzierten Apostel links vom Fenster und die beiden anderen rechts vom Fenster gewesen waren. Die feine Trennlinie zwischen den vier Männern deutet also die räumliche Trennung durch das dort ehemals vorhandene romanische Fenster an. Die Position des fünften Apostels wird mit den Worten auf der rechten Seite rechts vom Fenster beschrieben.
Aus diesen wenigen Hinweisen kann man nun folgende Schlüsse ziehen: Die zwölf Apostel - Basismotiv eines Jüngsten Gerichts - waren in Gruppen zu je vier auf die drei Wände des Chores verteilt. Aus den zahlreichen Darstellungen eines Jüngsten Gerichts geht hervor, dass Petrus - mit dem Himmelsschlüssel in der Hand - eine herausragende Stelle in direkter Umgebung von Jesus Christus einnahm. Auf der rechten Seite des Chores konnte er also nicht abgebildet gewesen sein, weil dort eine andere Gruppe mit dem fünften Apostel aus der Abzeichnung (s.o.) dargestellt war. Somit bleibt eigentlich nur die zentrale mittlere Rückwand des Chores übrig, auf der Petrus, Thomas und zwei weitere Apostel ihren Platz gefunden hatten. 
In den vier Gewölbekappen müssen sich vier Szenen befunden haben: Christus, auf dem Regenbogen sitzend, eventuell Maria und Johannes der Täufer als Fürsprecher der Armen Seelen ihm beigeordnet - weiter die Seligen am Eingang der Himmelspforte. 

Die Seligen am Eingang zum Himmel, Kopie der spätgotischen Fresken von Wilhelm Traub, 1861
Die Zeichnung von Wilhelm Traub zeigt Petrus auf der linken Bildseite am Eingang der Himmelpforte, aus der die Strahlen des Lichts im Himmel heraus leuchten. Von rechts kommen die Seligen, d.h. diejenigen Personen, die schon aufgrund ihrer Position oder ihres herausragenden Lebenswandels ohne Umweg über das Jüngste Gericht sofort in den Himmel aufgenommen werden: ein Papst (mit Spitzkappe und den drei Ringen), ein Bischof (mit Mitra), ein König (mit Krone), ein Ritter (mit Kettenhemd), Nonnen, Jungfrauen und Männer.
Das Himmelsgebälk oben links im Bild, gestützt von einer Säule, sowie die Position von Petrus und die Strahlen am Eingang in den Himmel deuten darauf hin, dass diese Szene wahrscheinlich auf die rechte Gewölbekappe des Chores gemalt worden war.


Die Hölle - Ausschnitt aus dem Jüngsten Gericht, Kopie vonWilhelm Traub, 1861
Die zweite Szene aus dem Bereich der Gewölbekappen zeigt einen Ausschnitt aus der Hölle. Ein gehörnter Teufel trägt eine wehklagende, sich wehrende Frau auf seinen Schultern zum Höllenfeuer hin. Der Erzengel Michael mit seinem Flammenschwert, der sich als einziger in die Hölle wagt, um dem Teufel Paroli zu bieten, versucht diese Arme Seele zu retten. Auch andere am unteren Bildrand hoffen noch auf den Erzengel.
Der Bildaufbau zeigt in der rechten oberen Ecke einen Teil der Gewölbekappe. Dies lässt die Vermutung zu, dass die Höllen-Szene auf der linken Seite im Chorgewölbe abgebildet gewesen war. Aufgrund der Erkenntnisse zum Aufbau der beiden Szenen zur Hölle und zum Eingang der Seligen in den Himmel wird klar, dass die Gemälde zum Schlussstein hin zentriert waren.
Nachdem nun zwei der vier Kappen im Kreuzgewölbe mit ihrer Bemalung festgelegt sind, erhebt sich die Frage, wie die beiden anderen Kappen, die vordere und die hintere ausgestaltet gewesen sein mochten. Zwei Basismotive stehen noch offen - eine Gerichtsszene und Christus auf dem Regenbogen thronend, flankiert von Maria und Johannes d. Täufer.
Ein Blick vom Langhaus in den Chor lässt zwei Lösungen als wahrscheinlich erscheinen: Christus als zentrale Persönlichkeit des christlichen Glaubens gehörte ins Zentrum des Gottesdienstgeschehens und sollte deshalb fast zwangsläufig im vorderen Segment dargestellt gewesen sein. In diesem Fall wäre für die Gerichtsszene - sichtbar für alle Gläubigen im Langhaus - nur die Rückseite geblieben. Diese hier vorgeschlagene Aufteilung der Gemälde im Chor wird zusätzlich durch die Funktion der Gemälde unterstützt. Die Positionierung des gesamten Gemäldezyklus im Chor entspricht derjenigen in den Kirchen von Krummwälden, Wangen-Oberwälden, Salach und Stötten. In allen diesen Kirchen findet man romanische oder gotische Gemälde im Chorgewölbe und an den Chorwänden. Diese Bildergalerien hatten die Aufgabe, den Geistlichen an seine Aufgaben als Seelsorger zu erinnern und Anstöße für seine Gebet und Predigen zu geben.
Hingegen zeigt das Beispiel der Wandmalereien in der Margaretenkirche in Salach, die eine ähnliche Chorstruktur wie Unterweckerstell aufweist, tatsächlich Christus als Weltenherrscher auf dem Regenbogen sitzend auf der rückwärtigen Gewölbekappe. Somit waren beide Gestaltungsvarianten möglich, die letztendliche Lösung ist also nicht mehr rekonstruierbar.
Weil das Original verloren gegangen ist und auch die im19. Jahrhundert angefertigten Kopien von den Chorgemälden verschollen sind, kann man kaum noch Aussagen über einen Stifter oder einen Maler wagen. Dennoch gibt es einzelne Hinweise: Betrachtet man die Darstellungen von der Hölle und vom Einzug der Seligen in den Himmel, so fallen auf den zweiten Blick weitere  Details auf. Die aus der offenen Himmelstür austretenden Strahlen wurden sicherlich mit gelber Farbe dargestellt. In der Höllendarstellung züngelten unzählige Flammen. Diese waren sehr wahrscheinlich in roter Farbe gemalt. Rot und gelb sind einerseits diejenigen Farben, mit denen man diese Motive am ehesten verbindet. Sie sind aber auch gleichzeitig die Wappenfarben der Grafen und Herren von Rechberg, die wiederum die Patronatsherren der Kapelle waren. Man darf also davon ausgehen, dass Mitglieder dieser Adelfamilie die Stifter des Chorgemäldes waren. 
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts herrschte in Donzdorf der Familienzweig Rechberg-Illereichen, die im Lautertal und im Illertal ihre Herrschaftsschwerpunkte besaß. Wohl mit dem Tod von Albrecht von Rechberg-Illereichen um 1426 wurde die Herrschaft unter den beiden Söhnen Hugo und Gaudenz geteilt. Gaudenz erhielt die Herrschaft Illereichen, Hugo ist der Gründer des Familienzweiges Rechberg-Illereichen-Scharfenberg. 
Auch nach dem Tod seines Vaters besaß Hugo († 1469) Anteile an der Illereicher Herrschaft. Dies bedeutet, dass er ständig auf seinen Reisen zwischen den beiden Herrschaftsteilen Scharfenberg und Illereichen durch die Reichsstadt Ulm kam, wo in einem großen, überregionalen Kunstzentrum Bildhauer und Maler tätig waren. Man darf also durchaus die Vermutung äußern, dass das von den Rechberg gestiftete Unterweckersteller Chorgemälde von einem Ulmer Maler angefertigt worden war, wahrscheinlich sogar von Hugo von Rechberg-Illereichen-Scharfenberg, spätestens von seinem Sohn Hans († zw. 1497 und 1499).

Die Unterweckersteller Nothelfer 

In der Laibung des letzten verbliebenen romanischen Chorfensters hatte man außerdem die Darstellungen der beiden Nothelferinnen Barbara und Katharina entdeckt, die zumindest fragmentarisch noch in den 1970er Jahren vorhanden waren. Die Ausschmückung der Laibungen mit Nothelfern war offenbar eine gern genutzte Möglichkeit, die Gläubigen mit einem umfassenden Schutz für ihren Alltag zu versehen. In der Umgebung gibt es noch weitere, ähnliche Darstellungen:
  • Stötten (um 1500) - 4 Chorfenster: 1. 2 Nothelfer - 2. Barbara und Katharina - 3. Margareta und Ägidius, 4. Christophorus und Hl. Bischof (Hummel, 119)
  • Auendorf (gotisch) - Ostfenster: Barbara und Margartha, Südfenster: heiliger Bischof und unidentifizierter Nothelfer (Hummel, 98)
  • Betzgenried (nach 1405) - linkes Fenster im Chor: vermutlich 2 Nothelferinnen, ev. Barbara und Margareta (Hummel, 100)
Die Gruppe der 14 Nothelfer wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschaffen, als es wegen der politischen Auseinandersetzungen zwischen dem Papst und Kaiser Ludwig d. Baiern auf Befehl des Papstes abgesehen von den großen christlichen Feiertagen - Weihnachten, Ostern und Pfingsten - keine Gottesdienste in den Herrschaftsgebieten der Anhänger des Kaisers gab. Damit die Menschen dennoch ihrem Glauben nachgehen konnten und sie in Notlagen Hilfe und Unterstützung fanden, stellten Theologen die Gruppe der 14 Nothelfer zusammen, die praktisch in allen Lebenslagen angerufen werden konnten.
Nur zwei Jahre nach dem Tod des Kaisers Ludwig dem Baiern (†1347) brach die Pest in Mitteleuropa aus. Die Epidemie raffte eine große Anzahl an Menschen hinweg. Aus seuchenhygienischen Gründen blieben erneut die Kirchen geschlossen. Und wieder mussten die Menschen auf die Hilfe und den Beistand der 14 Nothelfer hoffen.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich einige ‘Lieblings-Nothelfer’ innerhalb ihrer Gruppe heraus:    
  • Heilige Barbara
  • Heilige Katharina
  • Heiliger Christophorus
  • Heilige Margareta
In Unterweckerstell darf man davon ausgehen, dass in den drei romanischen Chorfenstern jeweils zwei Heilige abgebildet gewesen waren. Die beiden Heiligen im zentralen Ostfenster sollen Barbara und Katharina gewesen sein. Die Heilige Barbara riefen die Menschen vor allem in der letzten Sekunde ihres irdischen Lebens an. Der an die Heilige gerichtete Hilferuf ersetzte die Krankensalbung, eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Diese Form des Verständnisses der Krankensalbung, auch als letzte Ölung bezeichnet, hatte sich im Hochmittelalter entwickelt und galt bis ins 19. Jahrhundert. Gemeinsam mit der Heiligen Barbara wird eine weitere Nothelferin abgebildet, die Heilige Katharina. Sie war - wie die Heilige Barbara - eine Jungfrau und Märtyrerin. Sie galt als Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, galt zudem als Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten und als Patronin der Gelehrten sowie auch zahlreicher Handwerksberufe. 
Der Kirchenpatron ist selbst ein heiliger Nothelfer. Seine Abbildung an einer der beiden anderen Laibungen, entbehrt nicht einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Er gehört zur Gruppe der drei Ritter und Märtyrer Georg, Achatius und Eustachius. Der Heilige Georg wurde als Helfer bei Kriegsgefahren, Fieber und Pest verehrt, half im Kampf gegen jede Versuchung, wurde angefleht für gutes Wetter und zum Schutz der Haustiere. Eine weitere sehr populäre Heilige, die Heilige Margareta, könnte ebenfalls hier ihren Platz gefunden haben, denn sie war die Patronin der Gebärenden und half bei der Gesundung von allen Wunden.
Ebenfalls sehr wahrscheinlich war eine Abbildung des Heiligen Christopherus. Doch diese muss nicht zwingend in der Kirche gewesen sein, sondern könnte auch auf der nördlichen, vom Weg der Alten Donzdorfer Steige aus sichtbaren nördlichen gewesenen Außenmauer der Kapelle aufgemalt gewesen sein. Der große, starke, das Christuskind auf seinen Schultern tragende Christophorus war der Schutzheilige der Reisenden. Sein Anblick versprach Rettung aus jeglicher Gefahr und Hilfe gegen den unvorbereiteten Tod. Seine Einbindung in das Konzept der Notheiligen-Darstellungen in Unterweckerstell war geradezu prädestiniert für diese Kapelle an einer wichtigen historischen Straße.


Der Altar von Hürbelsbach - der ehemalige Altar von Unterweckerstell?

Der heute in Hürbelsbach aufgestellte Altar besitzt zwei Seitenflügel, die auf ihrer Innenseite die Heilige Katharina und den Heiligen Stefanus sowie die Heilige Margareta und den Heiligen Paulus dem Betrachter präsentieren. Diese Flügel sind Kopien. Sie besitzen keine Darstellungen auf den Außenseiten, weil der Hürbelsbacher Altar meistens in geöffneter Form den Kapellenbesuchern präsentiert wird.
Auf den Originalen hingegen findet man auf den beiden Außenseiten Heiligendarstellungen. Es handelt sich dabei um den Heiligen Georg und den Heiligen Johannes.
Von den insgesamt sechs Heiligen-darstellungen - Georg, Johannes, Katharina, Stefanus, Paulus und Margareta - gehören die Hälfte - Georg, Katharina und Margareta - zu den Nothelfern. Zudem gibt es keine einzigen Hinweis darauf, dass der Heilige Georg in Hürbelsbach verehrt wurde.
Legt man nun die gleiche Argumentation wie beim Donzdorfer bzw. Hürbelsbacher Altar zugrunde, kommt man zu dem Schluss, dass aufgrund der Tatsache, dass der Heilige Georg der Kapellenpatron von Unterweckerstell ist, die Darstellung des Heiligen Georg auf der Außenseite des Seitenflügels zur St. Georgskapelle gehören muss.
Heiliger Georg auf der Außenseite eines linken Altarflügels, Ende 15. Jahrhundert - © GvT

Von Experten werden die beiden Altarflügel in die Zeit am Ende des 15. Jahrhunderts datiert. Ihre Figuren stehen im Zusammenhang mit dem Leben im Diesseits wie auch im Jenseits. Auf diese Weise ergänzten sich in der Spätgotik Altar-, Wand- und Deckengemälde zu einem thematischen Ganzen.

Quellen und Literatur

GRFAD - Heiligenrechnungen von Unterweckerstell
- Heimatbuch Donzdorf, hrsg. v. Stadt Donzdorf, Donzdorf 1976
- Heribert Hummel, Donzdorf - Die Kirchen der Stadt Donzdorf - Kirchenführer, Weißenhorn 1995
- Heribert Hummel, Wandmalereien im Kreis Göppingen, Weißenhorn 1978
- Walter Ziegler, Die Kulturdenkmale des Kreises Göppingen, Göppingen o.J.

Dienstag, 15. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 6.2: Unterweckerstell - Stifter und frühe Besitzer der Kapelle

© Gabriele von Trauchburg


Adelige Eigenkirche?

Kirchen und Kapellen gehen bis zum Ende der Frühen Neuzeit in der Regel auf Stiftungen von adeligen Laien zurück. Die Stiftung beinhaltete den Bau des Gebäudes und dessen ökonomische Ausstattung. Oftmals verpflichtete sich der Stifter auch noch zur Übernahme weiterer grundlegender Bauarbeiten. Damit diese Stiftungen den Lauf der Zeit überstehen konnten, wurden sie in der Regel mit Grund und Boden ausgestattet. Die daraus erwirtschafteten Abgaben sollten zum Unterhalt von Gebäuden und Geistlichen dienen. Im Gegenzug behielten sich die Stifter das Recht auf das Kirchenpatronat vor. 
Laut der Verkaufsurkunde von 1379 befand sich die Kapelle von Unterweckerstell damals im Besitz einer Gräfin von Helfenstein. Es liegt also die Vermutung nahe, dass die Kapelle eine adelige Stiftung ist. Doch von wem?

Die Herren von Scharfenberg

Die Tatsache, dass es in der Kapelle von Unterweckerstell ein romanisches Fenster und ein in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiertes Kreuzrippengewölbe gibt, weist auf die Erbauung der Kapelle in der Stauferzeit hin. Somit käme Heinrich von Scharfenberg, der 1214 als Zeuge in einer Urkunde von Kaiser Friedrich II., noch einmal 1221 gemeinsam mit seinem Verwandten Berthold in einer Urkunde des Speyerer Bischofs Konrad und zuletzt 1230 in einer in Speyer ausgestellten Urkunde des Stauferkönigs Heinrich VII. auftritt, als Stifter durchaus in Frage.
Nach 1230 lassen sich weder Heinrich von Scharfenberg noch sein Verwandter Berthold in weiteren Urkunden feststellen. Möglicherweise waren die Scharfenberg mit der Absetzung von König Heinrich VII. durch seinen Vater Kaiser Friedrich II. aus ihren Diensten entlassen worden und hatten sich auf ihre Burg zurückgezogen. Weil es keine weiteren Nachrichten von ihnen gibt, könnte aber auch die Familie um die Mitte des 13. Jahrhunderts ausgestorben sein.

Die Grafen von Helfenstein

Ihre Nachfolger waren offensichtlich die Grafen von Helfenstein, denn die Burg und der zugehörige Besitz - darunter die Unterweckersteller Kapelle - befindet sich Ende des 13. Jahrhunderts in ihrem Besitz, wie man aus den Umständen eines Streits zwischen den Adelsfamilien Rechberg und Helfenstein schließen kann (Label: Scharfenschloss ). Die Grafen von Helfenstein kämen also auch als Stifter der Kapelle in Betracht.
Bei der Teilung im Hause Helfenstein in die Linien Wiesensteig und Blaubeuren, gelangte die Herrschaft Scharfenberg an die Blaubeurer Linie des Ulrich VII. Als dieser 1375 verstarb, übernahm dessen Witwe Anna, geborene Gräfin von Oettingen, die herrschaftlichen Geschäfte. Aus diesem Grund tritt sie in der Verkaufsurkunde vom 11. Juli 1379 als Verkäuferin der Herrschaft Scharfenberg mit der Kapelle auf. Sie veräußerte Scharpfenberg - die Vestin L(e)ut und Gut mit Buw (Bau) der darzu gehöret - vnd Eschenbach diu gut L(e)ut und Gut mit aller Zugehörde waz wir do haben, und Wekerstal, diu gut L(e)ut u. Gut mit allen Zugehörden u. mit der Capelle doselbens zu Wekerstal um 3000 weniger 80 Gulden ungerischen (= ungarischen) und beheimisch (= böhmisch) gut Gelts an Gold an Gebhard von Rechberg-Illereichen.
Der Verkauf von Scharfenberg, einem strategisch wichtigen Punkt auf dem Weg zum damaligen Hauptsitz der Helfenstein-Blaubeuren in Heidenheim, durch Anna von Helfenstein-Blaubeuren markiert den Rückzug dieses Familienzweiges vom Albtrauf.

Die Herren und Grafen von Rechberg

Ab dem Kauf der Herrschaft Scharfenberg im Jahre 1379 bis 1732 blieb die Burg mit dem gesamten Zubehör - und damit auch der Kapelle St. Georg - im Besitz der Herren und Grafen von Rechberg. In einem kurzen Zeitraum zwischen 1732 und 1745 befand sich die Herrschaft u.a. im Besitz des Herzogtums Württemberg, kam dann jedoch durch Kauf an das Haus Rechberg zurück (Label: Scharfenschloss). Unklar ist, wann die Kapelle St. Georg in die Pfarrei Donzdorf eingegliedert wurde, möglicherweise gehörte sie schon immer dorthin.    
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts, am 7. Oktober 1407 stiftete Gebhard von Rechberg-Illereichen die Erneuerung der St. Georgsmesse in Unterweckerstell.

Quellen und Literatur

GRFAD - Urkunden
Heribert Hummel, Donzdorf - Die Kirchen der Stadt Donzdorf (Kirchenführer), Weißenhorn 1995
https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenkirche
https://apudgiselingen.blogspot.com/search/label/Ulrich%20V.%20von%20Helfenstein
https://www.die-helfensteiner.de/index.php/altvorderen/die-grafen.html

Montag, 14. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 6.1: Unterweckerstell - Kapelle am Talende

© Gabriele von Trauchburg


Die Anfänge der Kapelle St. Georg in Unterweckerstell

Wie so oft ist die ursprüngliche Stiftungsurkunde oder ein entsprechender Weihestein nicht überliefert. Eine exakte Aussage zur Entstehung der Kapelle ist damit nicht mehr möglich. Doch auch wenn es im vorliegenden Fall der Kapelle von Unterweckerstell keine schriftliche Quelle gibt, so hilft in diesem Fall die Architekturgeschichte des Gebäudes weiter.

Kapelle St. Georg in Donzdorf-Unterweckerstell - © GvT

Romanisches Fenster und Kreuzrippengewölbe

Die Kapelle besitzt bis heute ein romanisches Rundbogenfenster auf der Ostseite im Chor. Dieses Fenster ist trotz verschiedener Umbaumaßnahmen im Laufe der Jahrhunderte bis heute erhalten geblieben.

Romanisches Rundbogenfenster auf der Ostseite der Kapelle St. Georg - © GvT

Das Innere des Chors wird von einem mächtigen Kreuzgewölbe getragen. Dieses wird in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert.

Der Chor von St. Georg mit seinem Kreuzrippengewölbe und dem romanischen Fenster - © GvT
Romanisches Fenster und das Kreuzrippengewölbe aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts ersetzen also die schriftliche Überlieferung in Bezug auf die Entstehungszeit der Kapelle. Außerdem kann man aus dieser frühen Baugeschichte den Rückschluss ziehen, dass die Kapelle offensichtlich von Anfang an in Steinbauweise errichtet worden war.

Der Kapellenpatron

Seit dem Jahre 1407 weiß man definitiv, dass in der Kapelle von Unterweckerstell eine St. Georgsmesse gefeiert wird. Deshalb darf man auch vermuten, dass der Heilige Georg von Beginn an der Kapellenpatron gewesen ist. Wer war überhaupt dieser Heilige und lassen sich die Gründe für diese Wahl nachvollziehen?

Die Legende
Der Heilige Georg war wohl ein Märtyrer, der in der Zeit der Diokletianischen Christenverfolgung in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts zu Tode kam. Die Legende von seinem Kampf gegen einen Drachen ist in der Legenda aurea von Jacobus de Voragine enthalten. Außerhalb der Stadt Silena (heute Shahhat) in Libyen hauste ein Drache, der mit seinem Gifthauch die Stadt verpestete. Täglich mussten ihm die Einwohner Opfertiere bringen, damit er friedlich gestimmt war. Als es keine Tiere mehr gab, forderte der Drache Menschenopfer. Irgendwann fiel das Los auf die Königstochter. Nach herzzerreisendem Abschied ging die junge Frau hinaus zum See. Da tauchte Georg auf. Als der Drache erschien, um sein Opfer zu holen, schwang Georg mit seiner Lanze das Zeichen des Kreuzes und durchbohrte dann die Bestie. Der Drache stürzte zu Boden.
Dann veranlasste Georg die Königtochter, ihren Gürtel um den Drachen zu legen und ihn in die Stadt zu ziehen. Dort wollten zuerst alle fliehen, doch Georg versprach den Bewohnern, dass er den Drachen töten würde, wenn sich alle zum Christentum bekehren würden. Georg erschlug den Drachen und vier Paar Ochsen schleppten anschließend das gewaltige Gewicht des Drachens aus der Stadt. Daraufhin ließen sich der König und das gesamte Volk taufen.

Heiliger Georg, Kapelle St. Georg Unterweckerstell, Glasmalerei von 1861 - © GvT


Der Kult um den Heiligen Georg

Die Legende des Heiligen Georg thematisiert ebenso wie diejenige der Heiligen Katharina von Alexandria das Thema von der christlichen Auferstehungshoffnung. Der Kult um Georg kam mit lateinischen Übersetzungen im 5. Jahrhundert in den Westen. An der Wende zum oder am Beginn des 11. Jahrhunderts fügte ein unbekannter Schreiber die althochdeutsche Dichtung des Georgsliedes in eine Handschrift des ersten namentlich bekannten althochdeutschen Dichters, Otfrid von Weißenburg (ca. 800 - nach 870), ein. Das Lied berichtet in 10 Strophen mit 57 Versen von der Bekehrung, der Verurteilung, dem Martyrium und den Wundern des kappadokischen Erzmärtyrers und Soldatenheiligen Georg.

Durch den Mainzer Erzbischof und Reichenauer Abt Hatto III. (891–913) gelangten Georgsreliquien nach Schwaben, u. a. das „Georgshaupt“ zur Georgskirche in Reichenau-Oberzell (896). Daraufhin entwickelte sich in der Folgezeit vom Bodenseekloster ausgehend in Schwaben und darüber hinaus eine intensive Georgsverehrung, die von der Reichenau bis zum Kloster St. Georgen im Schwarzwald (1084/1085) reicht.
Eine Entstehung des 'Georgsliedes' in Schwaben bzw. auf der Reichenau scheint aufgrund alemannischer und fränkischer Dialektmerkmale im Text nicht ausgeschlossen.
Die Taten des tapferen Helden Georg sprachen die Menschen im 12. Jahrhundert, dem Zeitalter der Kreuzzüge, in besonderem Maße an. Hinzu kommt, dass laut der Legenda Aurea der Heilige Georg den Kreuzrittern in weißer Rüstung vor Jerusalem erschienen war. Gott selbst hatte ihn zur Erde zurückgeschickt, um die christlichen Kämpfer zu unterstützen, die Sarazenen zu erschlagen und Jerusalem zu erobern. Diese Darstellung entwickelte sich zur Grundlage der Georgsritter-Bruderschaften.
Der bayerische Herzog Otto von Wittelsbach ließ um 1245 ein Epos als Ritterroman schreiben durch Reinbot, Kaiser Maximilian I. erklärte ihn zu seinem Haus- und Sippenheiligen.

Heiliger Georg in weißer Rüstung, ehem. Seitenflügel eines Altares, um 1500 - © GvT
Im 14. Jahrhundert wurden von der katholischen Kirche die ‘14 Nothelfer’ geschaffen. Sie sollten den Menschen bei sämtlichen Belangen ihres beschwerlichen Alltags während des Bürgerkrieges zwischen Kaiser Ludwig dem Bayern und dem Papst und später während der Pestepidemien Beistand leisten, wenn keine geregelten Gottesdienste möglich waren.
Der Heilige Georg, der bis dahin in erster Linie von Adeligen und Soldaten verehrt wurde, wurde ebenfalls in die Reihe der 14 Nothelfer aufgenommen und erlangte auf diese Weise eine große Popularität. Sein Gedenktag ist der 23. April, der sich zu einem wichtigen Tag im bäuerlichen Kalender entwickelte. Ab diesem Tag wurde das Betreten der Wiesen untersagt, Dienstboten konnten ihre Herrschaft wechseln, Abgaben und Zinsen für Krediten wurden zur Zahlung fällig, Pferde wurden an diesem Tag gesegnet, weshalb bis heute am Georgstag Pferdeumritte stattfinden. 

Lage der Kapelle

Die Kapelle St. Georg liegt in Unterweckerstell am Ende des Simonsbachtales bei Donzdorf. Der Weiler ist hufeisenförmig vom Albtrauf umgeben. Auf einem der vorgelagerten Berge liegt die Ruine der Burg Scharfenberg, umgangssprachlich auch Scharfenschloss genannt (Label: Scharfenberg ).
Turmspitze von St. Georg, Burgruine Scharfenberg auf dem Berg im Hintergrund - © GvT

Die Kapelle gehört zum kleinen Weiler Unterweckerstell. Von hier aus führte der mittelalterliche Weg hinauf auf die Alb nach Oberweckerstell, der in alten Karten als alte Donzdorfer Steige bezeichnet wurde. Dieser Albaufstieg wurde vor allem von Gefährten, die aus den Reichsstädten Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd kamen, zur Weiterfahrt nach in die Reichsstadt Ulm genutzt.


Alte Donzdorfer Steige bei Unterweckerstell - © GvT

Quellen und Literatur

- Heimatbuch Donzdorf, hrsg. v. Stadt Donzdorf, Donzdorf 1976
- Württembergisches Urkundenbuch, Band III., Nr. 562, Seite 11-12 (auch online): Urkunde des Königs Friedrich II. vom 23. Oktober 1214, ausgestellt in Speyer
- https://www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Georg_der_Maertyrer.htm
- https://de.wikipedia.org/wiki/Georgslied


Mittwoch, 9. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 11: Das Steinerne Kreuz und Donzdorfs ehemalige Kreuzkirche

 © Gabriele von Trauchburg


Das Steinerne Kreuz

Läuft man auf dem Donzdorfer Kapellenweg von Grünbach nach Donzdorf oder umgekehrt, kommt man beim Kreisverkehr der B 466 an einem Bildstock vorbei. Auch diesen wollen wir kurz betrachten.

Bildstock 'Steinernes Kreuz', 1627 - © GvT

Ursprünglich stand der Bildstock - als 'Steinernes Kreuz' bekannt - ein paar Meter weiter weg beim ehemaligen gleichnamigen Gasthaus am alten Straßenverlauf an der Abzweigung nach Wißgoldingen und Schwäbisch Gmünd.
Im Jahre 1627, als der 30jährige Krieg näher an das Lautertal heranrückte, wurde dieser Bildstock errichtet. Sein Initiator hat sich zwar auf der Säule mit seinem Wappen verewigt, dieses konnte jedoch bisher keiner Person oder Familie zugeordnet werden.

Stifterwappen mit Initialen, 1627 - © GvT
Der Bildstock wird zwar als 'Steinernes Kreuz' bezeichnet, besitzt aber keineswegs die Form eines solchen. Statt dessen weist es die typische Form eines Bildstocks auf. In seinem Zentrum ist eine Kreuzgruppe mit Christus, seiner Mutter Maria und seinem Lieblingsjünger Johannes zu sehen. Auf dem unteren Rahmen des Bildstocks ist eine Inschrift zu lesen:
Seht alle, die den Weg fürüber gehen,
märcket doch und sehet
ob auch ein Schmertz seyet wie mein Schmertz!  
Was der Stifter des Bildstocks damit zum Ausdruck bringen wollte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. War es an dieser Wegkreuzung zu einem folgenschweren Unfall gekommen? Oder sollen die Worte den Schmerz der Muttergottes beim Anblick ihres gekreuzigten Sohnes ausdrücken?

© GvT


Donzdorfs ehemalige Kreuzkirche

Spaziert man heute durch Donzdorf, dann findet man die katholische Pfarrkirche St. Martinus im Zentrum und die evangelische Christuskirche an der Messelbergsteige. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es auch noch eine weitere Kirche im Ort. Die ehemalige Kreuzkirche stand am Ortsausgang in Richtung Lauterstein.
Die Geschichte dieser Kreuzkirche ist vollkommen unbekannt. Sie war vermutlich die Kirche der Donzdorfer im bubenhofischen Teil des Ortes. Donzdorf war aufgrund eines Erbgangs 1351 in zwei Teile geteilt worden. Während der eine Teil überwiegend in Rechbergscher Hand verblieb, wechselte der andere mehrfach seinen Besitzer.
Erst im Jahre 1797 gelang es Maximilian Emanuel von Rechberg, den bubenhofischen Anteil von Donzdorf zu erwerben und damit den Ort wieder zu vereinen. Dieser Vorgang, der sich bereits in der napoleonischen Zeit ereignete, machte eine zweite katholische Kirche überflüssig. Daher wurde sie 1814 abgerissen. Ein Teil ihrer Ausstattung gelangte zunächst in private Hände und wurde um das Jahr 2000 von der katholischen Kirchengemeinde erworben.
Eine Abbildung der Kreuzkirche existiert nicht. An der Stelle, an der sie gestanden hatte, wurde später ein Bildstock errichtet. Dieser stand bis vor einigen Jahrzehnten noch, ist jedoch heute verschwunden. Heute gibt es nur noch den Donzdorfer Straßennamen 'Kreuzkirchstraße', der an diese Kapelle erinnert und ihren ehemaligen Standort beschreibt.

Quellen und Literatur

Anton Gruber u.a., Glaubenszeichen in und um Donzdorf, Donzdorf o.J.

Montag, 7. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 2: Die drei Kapellen in St. Martinus Donzdorf

© Gabriele von Trauchburg


In die Donzdorfer Pfarrkirche St. Martinus sind insgesamt drei Kapellen integriert. Die beiden älteren Kapellen sind die Gruftkapelle des gräflichen Hauses Rechberg im linken Seitenarm der Kirche und die Taufkapelle im rechten. Die jüngste Kapelle ist die Antoniuskapelle, die man jetzt durch die Gruftkapelle betrittt. Der Grundriss der Donzdorfer Pfarrkirche St. Martinus geht in die Zeit um 1490 zurück. 

Die Marien- oder Gruftkapelle

Auf der linken Seite in St. Martinus befindet sich die Gruftkapelle der Grafen von Rechberg mit mehreren gotischen Epitaphien. Diese Gruftkapelle war ursprünglich eine Marienkapelle. Sie wird  1525 in einem Testament erwähnt. 
Die Gruftkapelle erfuhr im 19. Jahrhundert eine vollständige Veränderung, als sie im neogotischen Stil umgestaltet wurde. Anhand einer alten Postkarte lässt sich erkennen, dass das Programm des Altares sich mit Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Kleinkindern beschäftigte. Der rechte, vollständig erkennbare Altarflügel enthält eine Kopie des ehemaligen Hürbelsbacher linken Altarflügels und zeigt die sogenannte Heimsuchung Mariens - die schwangere Maria besucht ihre ältere ebenfalls schwangere Cousine Elisabeth in deren Haus (vgl. Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 4.5: Hürbelsbach, nach 1493 - Die leere Grabkapelle braucht einen Altar

Blick in die ehemalige Taufkapelle und auf deren Altar, vor 1938 - © GvT

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die gräfliche Familie begonnen, alte Epitaphien (Gedenksteine) aus anderen Kirchen der Umgebung hierher zu bringen, um sie vor den Veränderungen der Napoleonischen Zeit und den damit einher gehenden Umgestaltungen von Kirchen zu schützen. Auf diese Weise erhielt die Gruftkapelle eine der beeindruckendsten Bronzedarstellungen eines Ritters in voller Rüstung aus der Zeit zwischen 1493 und 1496, die ursprünglich in der Hürbelsbacher Kapelle ihren Bestimmungsort gehabt hatte (Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 4.4: Hürbelsbach 1493-96 - Von der Pfarrkirche zur Grabkapelle). 
An der Ostwand der Kapelle sind heute die spätgotischen Figuren des Heiligen Georgs, Christophorus und Sebastian angebracht, die zuvor in der gegenüberliegenden Sebastianskapelle ihren Standort gehabt hatten. 
Epitaph des Ritters Ulrich II. von Rechberg-Hohenrechberg-Heuchlingen, zwischen 1493-1496 - © GvT

Die Sebastians- oder Taufkapelle 

Die heutige Taufkapelle im rechten Seitenarm war ursprünglich eine dem heiligen Sebastian, dem Pestheiligen, gewidmete Kapelle. Hier beteten die Gläubigen für Kranke und für gesundes Vieh. Die ursprünglich sicherlich in dieser Kapelle in einem Altar plazierte Sebastiansfigur befindet sich gegenwärtig in der gegenüberliegenden Gruftkapelle.  
Heiliger Sebastian - jetzt in der Gruftkapelle - © GvT
1987 wurde die ehemalige Sebastianskapelle in eine Taufkapelle umgewandelt und neu gestaltet. Den bereits 1944 geschaffenen Taufstein des Bildhauers Karl Deibele (1869-1953) mit seinem getriebenen Kupferdeckel von Anton Kuttler, beide aus Schwäbisch Gmünd, brachte man aus der Antoniuskapelle in die rechte Seitenkapelle. 
An der Ostwand der Kapelle arrangierte man 1987 eine Kreuzgruppe. Das spätgotische Kruzifix erhielt die beiden barocken Assistenzfiguren Maria und Johannes. Diese Gruppe hatte zuvor die alte Gruftkapelle geschmückt.


Die Antoniuskapelle 

Vor 1901 gab es eine im Freien gelegene Ölbergkapelle zwischen Turm und dem linken Seitenarm der Pfarrkirche St. Martinus - ähnlich wie an der Süßener St. Ulrichskirche. Häufig dienten Ölbergkapellen oder Ölbergdarstellungen den Pilgern auf dem Jakobsweg als Ort der Verehrung. Donzdorf war vermutlich Teil einer kleineren Verbindung des Jakobsweges von Schwäbisch Gmünd über Winzingen, wo es heute noch eine Jakobus-Statue in der Kirche hat, und Donzdorf weiter über die Steige nach Geislingen und dann nach Ulm.  


Ölbergkapelle hinter einem Gitter -
Postkarte von St. Martinus Donzdorf vor 1901 - © T. Knop

















1903 schloss die Kirchengemeinde die Baulücke zwischen Turm und Seitenarm und richtete die nur von außen zugängliche Ölbergkapelle ein. Bei der Renovierung von St. Martinus 1938 wandelte man die Ölberg- in eine Taufkapelle um. 
Die Rückwand der Kapelle besitzt eine Nische, in der der Heilige Antonius von Padua vor dem Christuskind kniet. Der Münchner Bildhauer Anselm Sickinger, der auch den Hochaltar und die Assistenzfiguren am Altar in Grünbach gefertigt hatte, hatte diese Figurengruppe 1858 geschaffen. Die Verkleidung der Rückwand mit vergoldeten Messingplatten, verziert durch versilberte Blumen und brennende Herzen ist eine Arbeit des Schwäbisch Gmünder Goldschmieds Johannes Grimminger.  
  
Antoniuskapelle in St. Martinus, Donzdorf - © GvT

Die neuen Fenster schuf Emil Gaisser (aus Rottweil?). Bei den beiden Fenstern dominieren die Farben Rot für den Heiligen Geist und Blau für das Wasser. Sie stehen damit für Reinheit und Freiheit. 
Diese Konzeption ist an sich nicht spektakulär und findet sich in zahlreichen anderen Kirchen auch. Spektakulär wird sie jedoch vor dem Hintergrund ihrer Entstehung in der Zeit des Nationalsozialismus. Der damalige Pfarrer Altmann und die gesamte Kirchengemeinde setzten mit dieser Konzeption - und auch noch an anderer Stelle in der Kirche, wie beispielsweise dem West-Portal - ein wichtiges Zeichen, neudeutsch: ein Statement. Kirche und Religion stehen für Reinheit und Freiheit - im Gegensatz zum herrschenden Regime mit seiner Überwachung, Unterdrückung und der Tötung von Gegnern. Und man halte sich vor Augen: Die Renovierung von St. Martinus ging in genau dem Jahre vor sich, an dessen Ende die Reichsprogromnacht stattfand. Später kam dieser ausdrückliche Widerstand gegen das NS-Regime noch einmal zum Ausdruck, als 1944 der Taufstein geschaffen wurde. Die den Taufstein tragenden Löwen wollte der Schwäbisch Gmünder Bildhauer Karl Deibele als die heidnisch-natürlichen Menschen mit ihren Leidenschaften verstanden wissen. Diese Menschen konnten erst durch die Taufe zu Christen werden. In dieser Interpretation kann man wiederum deutlich die Kritik am damals herrschenden Regime erkennen. 


Die Verlegung der Taufkapelle in die ehemalige Sebastianskapelle erfolgte 1987. Die Antoniuskapelle wurde nun zum Ort des stillen Gebets. Der Kapellenpatron Antonius von Padua ist Schutzpatron für viele Menschen. Er hilft bei der Partnersuche, schützt Frauen, Kinder, Liebende, die Ehe und Arme und begleitet beim Altwerden. Große Hilfe ist er auch im Wiederauffinden verlorener Gegenstände. Kein Wunder, dass diese Kapelle gerne von Gläubigen für ihr stilles Gebet genutzt wird.


Quellen und Literatur

Heimatbuch Donzdorf, hrsg. v. der Stadt Donzdorf, Donzdorf 1976
Heribert Hummel, Donzdorf - Die Kirchen der Stadt Donzdorf (Kirchenführer), Weißenhorn 1995
https://de.wikipedia.org/wiki/Anselm_Sickinger
https://remszeitung.de/2010/6/10/Aufbruch-in-die-Moderne-Silber-aus-Schwabisch-Gmund-ein-opulenter-Uberblick-uber-das-Schaffen-des-20-Jahrhunderts/



Sonntag, 6. Januar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 8: Flugplatz Donzdorf - Michaelskapelle

© Gabriele von Trauchburg




An der Uni Hohenheim hatte Prof. Dr. Georg Baur auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung gelehrt, ehe er 1939 aus politischen Gründen diese Stelle aufgeben musste. Er kam noch im gleichen Jahr als Domänendirektor mit seiner Familie zur Gräflich Rechbergschen Verwaltung nach Donzdorf.

Seine beiden Söhne Winfried und Wolfgang mussten in den Zweiten Weltkrieg ziehen. Beide kamen Anfang 1944 ums Leben und von beiden gibt es keine bekannten Grabstätten. Diese Tatsache veranlasste die Eltern einen Platz zum Gedenken an sie zu schaffen.

Mit Genehmigung von Joseph Graf von Rechberg und mit theologischer Unterstützung vom Donzdorfer Pfarrer Altmann wurde 1947/48 am Ende der Startbahn des Donzdorfer Flugplatzes und kurz vor der Albtrauf-Kante die Kapelle aus Findlingen gemauert. Das Halbrelief mit der Darstellung des Erzengels Michael in ihrem Innern schuf ein Stuttgarter Steinmetz namens Rieble. Zuletzt weihte Pfarrer Altmann die Kapelle.

Kapelle St. Michael am Donzdorfer Flugplatz - © GvT
Die Familie Baur widmete die Kapelle dem Erzengel Michael. In der Offenbarung ist der Erzengel Michael derjenige, der den Drachen in den Abgrund stürzt (Offenbarung 20, 2 - 3). Mit dem Flammenschwert bekämpft er alle gottfeindlichen Mächte, beispielsweise ein diktatorisches Regime. Der Erzengel Michael gilt aber auch als der Seelenbegleiter, der die Seelenwaage in der Hand hält. Deshalb wird er im Totenoffizium der katholischen Kirche mit der Bitte angerufen, "dass der Bannerträger Sankt Michael die Seelen ins heilige Licht führe".

Das Innere der Kapelle St. Michael - © GvT
Direkt unterhalb der Decke der Kapelle ist eine Mahnung für den Betrachter vermerkt:
Wanderer, schau hinaus in das Land, sieh die Herrlichkeit Gottes
und lobe den, der dies alles geschaffen hat. 


Quellen und Literatur

Anton Gruber u.a., Glaubenszeichen in und um Donzdorf, Donzdorf o.J.

Geschichte(n) von Gingen/Fils - Teil 1.3: Die erste bekannte Gingener Dorfherrschaft: Königin Kunigunde

© Gabriele von Trauchburg Als zweite Frau möchte ich Ihnen die deutsche Königin Kunigunde vorstellen. Sie ist diejenige Königin, die ih...