Nachdem die Hürbelsbacher Pfarrkirche zur Filialkirche degradiert worden war, wählte Ulrich II. von Rechberg-Hohenrechberg-Heuchlingen sie zu seiner Grablege aus. Wer war dieser Mann?
Ulrich II. von Rechberg-Hohenrechberg (✝ 1496)
1462 kämpfte Ulrich II. während des bayerischen Krieges (1459-63) im Heer des Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach-Brandenburg gegen Herzog Ludwig den Reichen von Bayern-Landshut bei Giengen/Brenz und geriet dabei in bayerische Gefangenschaft. Ein Jahr später trat er in die Dienste des Herzogs.Ulrich II. stand außerdem mit dem württembergischen Herzog Eberhard im Bart - derjenige aus der württembergischen Hymne - und Kaiser Maximilian in engem Kontakt. Mit dem Herzog und zwei seiner Vettern pilgerte Ulrich II. 1468 nach Jerusalem und wurde dort zum Ritter des Heiligen Kreuzes geschlagen. Zuhause organisierte er seine Herrschaften Hohenrechberg, Heuchlingen, Eschach und Wangen bei Gaildorf nach modernsten Gesichtspunkten. Zudem war Ulrich ein aktiver Patronatsherr. An der Finanzierung von zwei Dorfkirchen in seinen Herrschaftsgebieten war er aktiv beteiligt und auf dem Hohenrechberg errichtete er die erste Wallfahrtskapelle aus Stein. Ulrich II. starb 1496.
Die Entwicklung der Hürbelsbacher Kirche zur Grabkapelle
Nach wie vor ist unklar, auf welche Weise sich Ulrich II. die Hürbelsbacher Kirche als Grablege für sicherte. Bis zur Verlegung der Pfarrei 1493 war die Kirche Eigentum des Klosters Anhausen. Eine Urkunde, die die Nutzung der zur Kapelle umgewandelten Kirche regelt, ist nicht überliefert. Auch das Motiv, gerade an diesem Ort, wo Ulrich II. keinerlei Besitz- oder Herrschaftsrechte besaß, seine Grabkapelle einzurichten, ist bislang unklar. Man kann nur festhalten, dass 1493 plötzlich große Investitionen in das kleine Gotteshaus getätigt wurden.Die Hürbelsbacher Kapelle - © GvT |
Noch in das Jahr 1493 datiert die in Esslingen bei dem damals hochangesehenen Esslinger Glockengießer Pantaleon Sidler angefertigte Glocke. Sie kann nur nach dem Aufhebungsvertrag bezüglich der Pfarrei Hürbelsbach vom 14. Februar 1493 (vgl. Teil 4.3) entstanden sein, denn es macht keinen Sinn, eine finanziell ruinierte, gerade im Auflösen begriffene Pfarrkirche mit einer neuen Glocke auszustatten. Folglich kann nur Ulrich II. von Rechberg diese Glocke gestiftet haben. Und sie schlägt auch noch nach über 500 Jahren im Glockenturm.
Wohl gleichzeitig gab Ulrich II. von Rechberg-Hohenrechberg-Heuchlingen sein Epitaph in Auftrag. Er ließ ein bronzenes Halbrelief von einem überlebensgroßen Ritter in vollem Harnisch und auf einem Hund stehend anfertigen. Über den Künstler kann man nur spekulieren. Bisher hat man Nürnberger Meister in Betracht bezogen. Nachdem jedoch Sidler bereits die Glocke goss, könnte der Ritter im Harnisch durchaus auch in dessen Werkstatt angefertigt worden sein. Das Epitaph wurde noch zu Lebzeiten von Ulrich II. fertiggestellt. Heute befindet es sich in der Gruftkapelle der Grafen von Rechberg in der Donzdorfer St. Martinus-Kirche.
Epitaph des Ulrich II. von Rechberg-Hohenrechberg in St. Martinus Donzdorf - © GvT |
Zwischen 1493 und 1496 entstand für die Hürbelsbacher Kapelle auch noch ein Altar, dessen Flügel Bartholomäus Zeitblom bemalte. Auch dieser Altar gehörte zu der neuen, von Ulrich II. von Rechberg gestifteten Ausstattung der Kapelle Hürbelsbach und wird anschließend noch genauer betrachtet.
Quellen und Literatur
http://www.inschriften.net/landkreis-goeppingen/inschrift/nr/di041-0125.html#contentJoseph Alois Rink, Familiengeschichte der Grafen und Herren von Rechberg und Rothenlöwen -
II. Theil: Geschichte der Hohenrechbergischen Hauptlinie, Manuskript 1821
https://de.wikipedia.org/wiki/Bayerischer_Krieg_(1459%E2%80%931463)