Die erste schriftliche Erwähnung dieser kleinen Siedlung zwischen Süßen, Donzdorf und Gingen/Fils im Landkreis Göppingen stammt aus dem Jahr 1143. Der Ort selbst ist jedoch erheblich älter.
Wenn man eine solche Behauptung aufstellt, sollte es doch möglich sein, noch tiefer in die Geschichte einzutauchen. Gute Dienste leistet dabei oftmals die Untersuchung des Ortsnamen.
Die Bedeutung des Ortsnamen
Der Ortsname Hürbelsbach gibt die Lage am gleichnamigen Bach, der weiter oberhalb am Marren entspringt, an. Die Bezeichnung kommt wohl aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet ‘schmutziger Bach’. Tatsächlich kann man beobachten, dass dieses Gewässer an manchen Stellen über einen rostrot gefärbten Untergrund läuft. Dieser rührt von dem aus dem örtlichen Sandstein ausgewaschenen Eisen her. Der von der Geographie beeinflusste Ortsname hilft uns also bei der Datierung von dessen Alter nicht weiter.Die frühe Geschichte der Siedlung ist jedoch mit der des benachbarten Dorfes Gingen/Fils aufs engste verknüpft. Und diese Verbindung gilt es jetzt näher unter die Lupe zu nehmen.
Das Geschenk der Königin Kunigunde von 915 an das Reichskloster Lorsch
Das Reichskloster Lorsch an der Bergstraße lag etwa 60 Kilometer von Mainz entfernt. Bis zu seiner Auflösung im Jahre 1234 war es eines der bedeutendsten Klöster des Mittelalters. Die deutsche Königin Kunigunde befürchtete Ende 914/Anfang 915 einen baldigen Tod. Aus diesem Grund wollte sie sicher sein, dass Mönche des Klosters Lorsch regelmäßig für ihr Seelenheil beten würden.Gedenkplatte für die in der ehemaligen Klosterkirche Lorsch unter anderen begrabene deutsche Königin Kunigunde - © GvT |
Zu diesem Zweck schenkte Königin Kunigunde am 8. Februar 915 den Lorscher Mönchen einen breiten Streifen Land. Die Einnahmen daraus sollten zum Unterhalt der Klosterbrüder beitragen. Die Mönche ihrerseits sicherten der Königin zu, dass sie nach ihrem Tode regelmäßige Gebete für die Königin übernehmen würden.
Die Torhalle aus der Karolingerära am Eingang zum ehemaligen Reichskloster Lorsch - © GvT |
In der zugehörigen Urkunde der Königin ist allerdings nur von Gingen/Fils die Rede. Dass die Schenkung jedoch nicht nur Gingen umfasste, erfährt man aus einem weiteren Lorscher Dokument. Weil Klöster nur über rechtliche Auseinandersetzungen ihre Stellung und ihren Besitz wahren konnten, waren sie zur lückenlosen Dokumentation ihrer Rechte und Besitzungen gezwungen. Daher funkionierten ihre Verwaltungen vorbildlich. So verwundert es nicht, dass es für das Kloster Lorsch eine Besitzaufzeichnung inklusive der damit verbundenen Rechte gab - den sogenannten Codex Laureshamensis.
In dieser leider undatierten, aber wohl um 1000 entstandenen Aufzeichnung ist die Gruppe der zur Schenkung von Gingen gehörenden Orte erwähnt. Danach umfasste sie die Orte Grünenberg, Gingen, die verschwundene Siedlung Marrbach am Fuße des Marren, Hürbelsbach sowie die verschwundenen Siedlungen Birchwang, Winterswang und Richardsweiler, aus dem die Jackenhöfe im Ottenbacher Tal hervorgingen.
Karte der zur Gingener Schenkung der Königin Kunigunde gehördenden Orte - © Entwurf: GvT |
Nun können wir also den Umfang der Schenkung von Königin Kunigunde genau umreißen: deren Nordende lag auf dem Aasrücken zwischen Hohenstaufen und Hohenrechberg und der südlichste Punkt war die Siedlung Grünenberg bei Gingen. Die in der Besitzaufzeichnung genannten Orte besaßen die Form einer Sichel. Das gesamte Gebiet zwischen Grünenberg und den Jackenhöfen unterstand dem klösterlichen Verwaltungsverband mit Sitz in Gingen und dessen Pfarrei. Die Siedlung Hürbelsbach bestand im 10. und 11. Jahrhundert gerade einmal aus einem großen Gehöft, auf dem nach Schätzungen von Archäologen rund 30 Menschen lebten. Die Menschen bearbeiteten ihre Äcker und leisteten ihre Abgaben. Laut Besitzverzeichnis lieferten die Hürbelsbacher in erster Linie Kleie ins Kloster - das zugehörige Korn wurde auf dem Markt verkauft und die Geldeinnahmen nach Lorsch geschickt. Dieses langgestreckte Gebilde hatte bis kurz nach 1100 Bestand.
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