Montag, 11. Februar 2019

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 9.2 - Neubau der Pietà-Kapelle

© Gabriele von Trauchburg


Die Grundsteinlegung zur Kapelle 1774

Den Grundstein zur neuen Kapelle legte 1774 der damalige Dekan des Kapitels Geislingen und Donzdorf, der Pfarrer Agnes G. Schroz. Da die Kirchengemeinde Nenningen nach der gerade überstandenen Hungersnot über kein nennenswertes Vermögen verfügte, sorgte der Patronatsherr, Maximilian Emanuel von Rechberg, dafür, dass die Baukosten sich in einem engen Rahmen hielten. In einer Festschrift zur Kapelle von 1871 wurde vermerkt: Da zum Bau ein eigener Fond, aus welchem die Ausgaben hätten geschöpft werden können, nicht vorhanden war, so hat der erwähnte besonders Erlauchte Herr Maximilian Emanuel von Rechberg in seiner bekannten Freigebigkeit und Frömmigkeit alles Holz, die gebrannten Dachziegel und den Kalk umsonst geliefert. Die Kirchenfabrik (= Kirchenverwaltung) bezahlte die Handwerksleute, die Gemeinde aber leistete Hand- und Spanndienste. Das Gebäude hat aufgebaut der Architekt I. Mich. Keller aus Schwäbisch Gmünd. Die Kirchenpflege verwaltete der Müller Melchior Waibel und Konrad Geiger. Und nun möge der allgütige große Gott die Kapelle zu größerem Ruhme seines Namens und zu Ehren der Schmerzhaften Jungfrau seiner Mutter erhalten.
Deutlich geht aus dem Text folgendes hervor: Nur die gemeinsame Anstrengung und Zusammenarbeit von Patronatsherr und der Gemeinde Nenningen erlaubte es, kurz nach einer schweren klimatischen und damit verbundenen wirtschaftlichen Krise dieses Werk in Angriff und zu einem guten Abschluß zu führen.

Die Altarweihe in der neuen Kapelle

Die Kapelle war nun gebaut, aber noch nicht ausgestattet. Gleich danach wurde darin ein Altar errichtet und geweiht. Auch dazu gibt uns die Festschrift von 1871 einige Informationen: Am 12. Juni 1774 weihten der Donzdorfer Pfarrer und Dekan Schroz sowie der Nenninger Pfarrer Kübler die Kapelle. Es war eine beeindruckende Feier, zu der auch die hochwürdigen Herren Jakob Hirschmüller - Pfarrer in Reichenbach (unter Rechberg), Jakob Dangelmayer - Pfarrer in Wißgoldingen, und Baltasar Brauer - Pfarrer in Waldstetten gekommen waren. Jakob Hirschmüller hielt eine ausgezeichnete Predigt zu Ehren des Heiligen Herzens Jesu (der 12. Juni ist diesem gewidmet).  In den Altar wurden gelegt die Heiligen Reliquien aus den Gebeinen der Heiligen Martyrer Auxilius, Theophilus, Modestus, Clemens, Columbus, Severinus et Vigilantius - sodann ein Bild der seligen Jungfrau und ein Heiliges Kreuz von Wiblingen. Münzen aber mit Rücksicht auf die Armuth der Fabrik (= Kirchenverwaltung) ein Groschen und ein Denar von Konstanz. 
Trotz dieses Altares war die Ausstattung noch immer recht bescheiden, besonders für das Zeitalter des Rokoko. Diesem Zustand half wiederum Maximilian Emanuel ab, wie das nächste Kapitel zeigen wird.

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