Sonntag, 10. September 2017

Die Wallfahrtskirche Hohenrechberg - Gemeinsam für Gott - Teil 3: 1687 - Das zweite Jahr der Bauarbeiten

Die Wallfahrtskirche Hohenrechberg

 

Gemeinsam für Gott - Patronatsherren, Handwerker, Tagelöhner und Künstler. Vortrag zum Tag des Deutschen Denkmals 2017

 

 © Gabriele von Trauchburg, September 2017


    Teil 3: 1687 - Das zweite Jahr der Bauarbeiten - Der zweite Bauabschnitt

Die Bauarbeiten für den Neubau der Kapelle auf dem Hohenrechberg waren 1686 in vollem Gang. Wie ich in Teil 1 berichtete, hatten der Baumeister ein Modell der Kirche gebaut, einen Kostenvoranschlag über 5000 Gulden (fl) errechnet, Arbeiter aus Rechberg eine Zisterne und Kalkgruben gegraben, dann wurde ein Kalkofen eingerichtet, erste Bruch- und Kalksteine gebrochen und teilweise zu gebranntem Kalk verarbeitet. In Teil 2 konnte aufgezeigt werden, dass inzwischen die Mauern des Langhauses vollständig errichtet und sogar bereits der Dachstuhl aufgestellt war. 

Die Auftraggeber - Der Patronatsherr und seine Familie

Der bisherige Patronatsherr Bernhard Bero von Rechberg-Donzdorf war nach der Grundsteinlegung im Juli 1686 verstorben. Sein Sohn Franz Albrecht war nun der neue Patronatsherr und setzte gemeinsam mit seiner Mutter Maria Jakobäa und seiner Ehefrau Katharina Barbara von Spaur das Vorhaben fort. Auch Franz Albrecht und seine Frau Katharina gehörten zum engen Zirkel am kurbayerischen Hof. Somit waren sie mit den neuesten Entwicklungen im Bereich von Kunst und Kultur aufs engste vertraut. Dem jungen Patronatsherr und seiner Frau fiel nun die Aufgabe zu, über die Innengestaltung der Kirche zu entscheiden. 

Der Baumeister und sein Parlier

Nach wie vor war der aus Vorarlberg stammenden und im vorderösterreichischen Günzburg arbeitenden Baumeister Valerian Brenner der Baumeister auf der Hohenrechberger Baustelle.  Mehrfach im Laufe des Jahres kam er auf die Baustelle, um den Fortschritt des Bauwerks zu überwachen. Dafür erhielt er seine 2. Abschlagszahlung in Höhe von 20 von insgesamt 60 Gulden. Bei diesen Gelegenheiten übernachtete er beim Adlerwirt in Donzdorf, am Sitz seines Auftraggebers. 
Auch auf der Position des Parliers gab es keine Veränderung. Nach wie vor wählte und prüfte  Johann Wille die benötigten Baumaterialien und überwachte die Arbeiten.

Die Wächter über die Baukosten

Im Jahr 1687 begegnen uns die Heiligenpfleger des Vorjahres, Andreas Wagenblast vom Kleineshof und Michael Wahl vom Stollenhof bei der Kontrolle der Finanzen der Kapelle wieder. Diese beiden Männern behielten ihre Art der Rechnungsführung mit dem Aufzeichnen einer ganzen Reihe interessanter Einzelheiten zum Geschehen auf der Baustelle bei.


Die Handwerker 

Die Maurer setzten 1687 ihre Arbeit fort und arbeiteten vom 26. April bis 25. Oktober. Die Arbeitsbedingungen waren dieselben wie im Jahr zuvor. Für ihre Arbeit erhielten sie eine Gesamtsumme von 544 Gulden und 19 Kreuzern. Dann findet sich noch eine zusätzliche Nachricht in der Heiligenrechnung: Man hatte für die Maurer eine eigene aus Holz gefertigte Hütte auf der Baustelle errichtet.
Wie im Jahr zuvor unterstützen Georg Persch und seine Mitstreiter die Maurer durch das Brechen von Steinen, das Schlagen von Holz für den Kalkofen, das Werfen von Sand, das Anrühren von Mörtel und das Zutragen von Material. Dafür erhielt diese Gruppe eine Gesamtsumme von 399 Gulden.
Sämtliche auf dem Hohenrechberg anfallenden Zimmermannsarbeiten erledigte wie im Jahr zuvor Christoph Reichel aus Lautern. Dazu gehörte der Dachstuhl über dem Chor für 28 Gulden 40 Kreuzern. Zusätzlich übertrug man ihm die Zimmermannsarbeiten an der Zisterne und an der Maurerhütte, die mit 22 Kreuzer pro Tag und insgesamt 10 Gulden 39 Kreuzern vergütet wurden. 
Wie zuvor lieferte Hans Nothardt vom Fuchshöfle Leitern, Schlegel, Steinwägelchen und anderes notwendiges Material für den Bau und erhielt für dessen Anfertigung 2 Gulden 3 Kreuzer.
Auch die Schmiedearbeiten - die Herstellung eines Eisengatters, das Schärfen der Maurerhämmer und anderer Werkzeuge sowie alle weiteren Schlosser- und Schmiedearbeiten verrichtete erneut Caspar Joß aus Rechberg-Hinterweiler in einem Gesamtwert von 30 Gulden 40 Kreuzer.
Die Reihe der auswärtigen, beim Bau beteiligten Handwerker eröffnete ein nicht namentlich genannter Hammerschmied aus Abtsgmünd. Er fertigte drei sogenannte Spanische Kreuze für das Dach über dem Langhaus und Eisenwerk für die Fenster. Dafür zahlte man ihm 54 Gulden  59 Kreuzer.
Der Schwäbisch Gmünder Maler Johann Georg Heberle übernahm die Vergoldung der drei  Spanischen Kreuze, die auf dem Langhaus- und Seitenkapellendach angebracht wurden. Zusätzlich wurde er mit dem Aufmalen einer Sonnenuhr beauftragt. Für beide Arbeitsgänge erhielt Heberle insgesamt 23 Gulden.
Das Spanische Kreuz über dem Oratorium - © GvT

Ein weiterer Schreiner aus der Familie Frey in Winzingen war 1687 kurzzeitig auf der Baustelle auf dem Hohenrechberg. Leonhard Frey hatte den Auftrag für den Abbruch der Altäre in der alten Kapelle für 45 Kreuzer übernommen.

Das Baumaterial

Die größten Beträge im Bereich Baumaterial gingen wieder an die schon 1686 tätigen Ziegler Andreas Huber aus Waldstetten und Albert Schmied von Staufeneck. Beide lieferten Brandsteine und Brandplatten für die Herstellung von Mörtel. Huber erhielt hierfür 141 Gulden 14 Kreuzer und Schmied 30 Gulden 28 Kreuzer.  
Ebenfalls bei der Herstellung von Mörtel wurde das zweimal durch den Gmünder Hufschmied reparierte Sandsieb benutzt. Die Reparatur schlug mit sage und schreibe 21 Gulden zu Buche.  Für das Löschen des Kalks wurden große Wassermengen benötigt. Kein Wunder also, dass der Kübelhersteller Georg Franz aus Gmünd 2 Eimer für die Mörtelpfannen und etliche Maurerkübel im Wert von 1 Gulden 30 Kreuzer auf die Baustelle lieferte. Der Küfer Veith wurde zudem noch für die Lieferung von einem Wasserfass mit 32 Kreuzern bezahlt.
Die letzten Dacharbeiten konnten erst mit den 230 Brettern und Latten des Donzdorf Sägmüllers vollendet werden, der dafür 7 Gulden 40 Kreuzer erhielt. Zuletzt gab es noch Wagensalben, Leinöl, Schmiere, Scherwolle und Pech von einem Gmünder Sailer im Wert von 11 Gulden 54 Kreuzer.
   

Die Transportkosten

Im Bereich der Transportkosten lässt sich erkennen, dass 1687 keine Bruchsteine mehr benötigt wurden. hingegen war der Aufwand für Steine für den Kalkbrand weiterhin hoch. Holz in jeder Form für Zimmermannsarbeiten, als Heizmaterial für den Kalkofen und als Gerüstholz wurde dafür umso mehr gebraucht, ebenso Wasser und Kalk für Mörtel. Insgesamt reduzierten sich die Transportkosten jedoch erheblich auf nur noch 85 Gulden 44 Kreuzer. 
Zudem plante man schon weiter in die Zukunft. Man schickte einen Mann namens Hans Pichler von München nach Hohenrechberg, der etliche Ornate für die neue Kapelle im Gepäck mitführte und dafür 30 Kreuzer erhielt.
Transporte ganz anderer Art erledigte Leonhard Eggert. Er transportierte Geld von Süßen nach Donzdorf und Nachrichten zwischen dem Bauherrn, der Baustelle und dem Günzburger Baumeister und wurde mit 7 Gulden 5 Kreuzer entlohnt. Auch der Kontakt zur Diözese wurde durch Pedelin (= Peterle) aufrecht erhalten, als dieser einmal nach Konstanz und zweimal zum Dekan nach Drakenstein reiste und dafür 6 Gulden erhielt.
Wann immer die Fuhrleute tätig wurden, fielen Spesenkosten an. So rechneten der Rechberger Wirt Leonhard Nuding und der Bäcker Hans Blessing insgesamt 65 Gulden 25 Kreuzer für Wein, Bier, Brot, und Brandwein ab.

Der Baufortschritt

Im Jahre 1687 war der Bau der Kirche schon weit fortgeschritten. Dies mag auch ein Verdienst des Koodinators Franz Blessing, Schultheiß aus Straßdorf, gewesen sein, der wie im Jahr zuvor dafür mit 40 Gulden und einer Lieferung von Korn und Hafer entlohnt wurde.
Der Bericht der Heiligenpfleger sowie die einzelnen Posten in der Heiligenrechnung lassen den  tatsächlichen Baufortschritt erkennen: Da heißt es, dass gedachter Bau wirklich unter das Dach gebracht worden war. Das bedeutet, dass keine Bruchsteine für das Mauerwerk mehr benötigt wurden, die Maurerarbeiten an der Kapelle also abgeschlossen waren. Noch nicht abgeschlossen war hingegen der Kirchturm. Dieser war Ende 1687 erst bis zu einer Höhe von 100 Schuh, also etwas mehr als 3 Meter Höhe aufgeführt.
Bei der Gestaltung des Kirchenbaus war man schon ein gutes Stück vorangekommen. Von außen war über die Hälfte des Gebäudes mit Putz verworfen. Innen hatte man das Gewölbe der Decke bereits hergestellt. 
Aufgrund der großen Fortschritte hatte man Kontakt mit der Diözese in Konstanz aufgenommen und erreicht, dass Dekan Johann Furnier aus Drakenstein in deren Auftrag nach Hohenrechberg reiste. Er hatte sich dabei vom Baufortschritt überzeugt, die Heiligtümer der Altäre und der Kirche entnommen und schließlich die alte Kapelle entweiht. Der gesamte Vorgang schlug mit einer Gebühr in Höhe von 7 Gulden zu Buche.
Zwei Maßnahmen weisen schon in der nächstfolgende Jahr. Zum einen wurde mit dem Bau des neuen Mesnerhauses auf dem Hohenrechberg begonnen. Es wird damit heuer 330 Jahre Jahre alt. Diese Baustelle wurde nun neben dem Ausbau der Kirche auf dem Hohenrechberg vorangetrieben.
Für die Wallfahrtskapelle war jedoch der erste Aufenthalt des aus der Schweiz stammenden Prospero Brenno in Donzdorf von größter Bedeutung, denn dort fertigte er den Entwurf für die Ausgestaltung der Kapelle an. Dafür erhielt er eine Einmalzahlung von 1 Gulden 27 Kreuzern.
                                       

Quellen und Literatur

- GRFAD - HA, Heiligenrechnungen der Kapelle Hohenrechberg 1685-1689
- GRFAD - RA, einschlägige Archivalien zum Bau der Kapelle Hohenrechberg
- von Trauchburg, Gabriele, Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Schönen Maria auf dem  Hohenrechberg, Donzdorf 2016
                                           

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