Die Wallfahrtskirche Hohenrechberg
Gemeinsam für Gott - Patronatsherren, Handwerker, Tagelöhner und Künstler. Vortrag zum Tag des Deutschen Denkmals 2017
© Gabriele von Trauchburg, September 2017
Teil 5: 1689 Die Altäre und die Chorausstattung
Die Bauarbeiten an der neuen Wallfahrtskapelle waren inzwischen abgeschlossen. Nun fehlte nur noch die Innenausstattung.
Wie in den Jahren davor lagen die Finanzen der Kapelle in den Händen der beiden Heiligenpfleger Andreas Wagenblast vom Kleinishof und Michael Wahl vom Stollenhof. Im Jahr 1689 war es ihre Aufgabe, sowohl die Kosten für die noch angefallenen Arbeitsschritte zu bezahlen, wie auch die noch nicht gezahlten Rechnungen zu ermitteln und abzuschließen.
Die Baufortschritte
Im Jahr 1689 begann man mit der Pflasterung des Chores und der Seitenkapellen mit den bereits im voraus bestellten Solnhofer Platten. Die Lieferung der Platten für das Langhaus bereitete Schwierigkeiten, daher beschlossen die Heiligenpfleger, die Rechnung um einen Gulden zu kürzen.Als die Bodenplatten im Chor und in den Seitenkapellen verlegt gewesen waren, ging man an die Fertigung der Altäre. Im Gegensatz zu den meisten Altären sind diejenigen von Hohenrechberg nicht aus Holz, sondern gemauert und aus Stuck gearbeitet.
Dazu mussten zuerst die Grundstrukturen der Altäre gemauert werden. Diese Arbeiten schlugen mit 181 Gulden 32 Kreuzer zu Buche. Es verwundert daher nicht, dass auch 1689 wieder Georg Persch und seine Mitstreiter auf der Baustelle zu finden waren, die mit 114 Gulden 47 Kreuzer vergütet wurden. Die ebenfalls noch damit verbundenen Zimmermannsarbeiten erledigte Georg Mayr, der den inzwischen verstorbenen Christoph Reichel ersetzte. Die Schmiedearbeiten erledigte Caspar Jos wie gewohnt und verdiente dabei 5 Gulden 2 Kreuzer
Nachdem die Vorarbeiten erledigt waren, begann Prospero Brenno mit den Arbeiten für die Chor- und die beiden Seitenaltäre, anschließend gestaltete er das Oratorium, die vier Portale im Chor und zum Schluss die Kanzel. Für diese Arbeiten an den Altären erhielt er insgesamt 430 Gulden. Die Kanzel mit den 4 Evangelisten, das Innere des Oratoriums und die Verkleidung der vier Portale im Chor mit Stuck und das Trinkgeld für seine Gesellen wurden mit 98 Gulden vergütet. Außerdem hatte Brenno noch zusätzlich zu dem auf seinem Entwurf eingezeichneten Stuckaturen noch 12 Engelsköpfe, die Umrahmung des Oratorium und die lebensgroße, aus Ton gearbeitete Frauenfigur auf der Außenseite gefertigt. Hierfür erhielt er noch einmal 36 Gulden. Insgesamt konnte Prospero Brenno 915 Gulden in Hohenrechberg verdienen. Er ist damit der bei weitem bestbezahlte Künstler und Handwerker des gesamten Bauvorhabens.
Der gemauerte und mit Stuck verzierte linke Seitenaltar, 1689 - © GvT |
Der Maler Johann Georg Heberle hatte den Auftrag, die beiden Altarblätter zu malen. Für seine Arbeit erhielt er einen Abschlag von 75 Gulden, die man auf Anordnung der Herrschaft nach München schickte.
Nun fehlten noch Beichtstühle, die vier Türen im Chor und die Sitzbänke. Diese fertigten die beiden Schreiner Martin Frey aus Winzingen und Michael Schmied und verdienten dabei 45 Gulden 22 Kreuzer.
In der Heiligenrechnung von 1689 wurde schließlich auch noch die Abrechnung mit dem Gmünder Handelsmann Achilles Stahl über die von ihm gelieferten Eisenteile und Nägel eingefügt. Stahl hatte Metall im Wert von 200 Gulden herbeigeschafft, für die er im Laufe der Zeit mehrere Abschlagszahlungen bekommen hatte. Am Ende übergab man ihm noch einen Rest von 32 Gulden.
Zuletzt galt es noch, vom Bischof in Konstanz die Lizenz für die Nutzung der drei in der Kapelle aufgestellten Altäre zu erlangen. Diese kostete 5 Gulden, die man nach Konstanz schickte.
Quellen und Literatur
- GRFAD - HA, Heiligenrechnungen der Kapelle Hohenrechberg 1685-1689- GRFAD - RA, einschlägige Archivalien zum Bau der Kapelle Hohenrechberg
- von Trauchburg, Gabriele, Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Schönen Maria auf dem Hohenrechberg, Donzdorf 2016
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