Donnerstag, 13. Dezember 2018

Der Donzdorfer Kapellenweg - Teil 10.1: Grünbach - St. Peter und das Wildbad

© Gabriele von Trauchburg




Grünbach im Lautertal 

Grünbach gehört heute zur benachbarten Stadt Donzdorf. Das war nicht immer so. Am Beginn der schriftlichen Aufzeichnungen gehörte Grünbach zu Lauterstein-Nenningen und damit zur Herrschaft Weißenstein. Urkundlich erstmals erwähnt wurde Grünbach 1324.
Im Spätmittelalter waren mehrere Adelsfamilien in Grünbach begütert. Ein Hof gehörte den Herren von Degenfeld, weitere Güter besaßen die Herren von Elchingen (Rink I, S. 57). Als am 12. August 1385 Wilhelm von Rechberg die St. Georgs-Messe für seine Stadt Weißenstein stiftete, legte er vertraglich fest, dass Abgaben aus mehreren seiner Dörfer in der Herrschaft Weißenstein und Böhmenkirch - darunter auch Grünbach - zu deren Finanzierung beitragen sollten (Rink II, S. 7). 

Das Wildbad

Der Ortsname Grünbach weist bereits auf eine Besonderheit in diesem Weiler hin: Grünbach besitzt ein ständig fließendes Gewässer, auch im Winter - also eine Thermalquelle. Der innovative Herrschaftsinhaber, Heinrich von Rechberg, wollte dieses natürliche Vorkommen zu seinem ökonomischen Vorteil nutzen.
Er wandte sich an Kaiser Friedrich III. (1415-1493) mit der Bitte um ein hierfür notwendiges Privileg, denn allein der Kaiser besaß das Recht, Genehmigungen für die Nutzung von natürlichen Vorkommen zu erteilen - Und diese Genehmigungen ließ sich der Kaiser mit gutem Geld bezahlen, um so einen Beitrag zu seinen Regierungs- und Hofkosten zu erhalten.
Heinrich von Rechberg war für den Kaiser kein Unbekannter. Heinrich gehörte zu denjenigen Adeligen, die dem Kaisersohn Maximilian das Handwerk auf der Jagd beibrachten. Heinrich schickte dem Kaisersohn sogar einige Hunde, wofür sich Maximilian herzlich bedankte. Auch der Kaiser war ihm spätestens seit 1475 wohl gesonnen. Daher verwundert es nicht, dass Heinrich von Rechberg am 1. Dezember 1481 den in Wien ausstellten Schutzbrief für das Grünbacher Wildbad erhielt, der zusätzlich eine Schankgenehmigung umfasste. (Rink II, S. 72).  
Es gibt keine schriftliche Überlieferung darüber, wie der Betrieb des Wildbades gestaltet wurde. Vielleicht gab es ein kleines Badhaus, wohin Kranke sich wenden konnten. Für die Menschen jener Zeit war es jedoch selbstverständlich, dass ohne Glaube keine Krankheit geheilt werden konnte. Deshalb geht man wohl nicht fehl in der Annahme, dass der Bau der Grünbacher Kapelle in direktem Zusammenhang mit dem Ausbau des Grünbacher Wildbades stand.
Die Grünbacher Thermalquelle war in einem Brunnen mit 3 Röhren gefasst. Noch im 19. Jahrhundert floss daraus 'vortreffliches Trinkwasser'. Die ursprüngliche Quelle ist heute versiegt, denn sie wurde bei einem Hangrutsch im vergangenen Jahrhundert verschüttet. 

Quellen und Literatur

Gräflich Rechbergsches Familienarchiv Donzdorf - Urkunde 336
Rink, Joseph Alois, Familiengeschichte der Grafen und Herren von Rechberg u. Rothenlöwen
- Teil I u. II., Manuskript 1806
Stälin, Christoph Friedrich von, Beschreibung des Oberamts Geislingen, Stuttgart 1842, S. 183

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