Dienstag, 13. März 2018

Die barocke Wallfahrt auf dem Bernhardus 

Teil 7: Das Benefiziaten-, das Mesner- und das Wirtshaus auf dem Bernhardus

© Gabriele von Trauchburg




Das Benefiziatenhaus von 1734 und seine Bewohner
Damit die Betreuung der Wallfahrer auf dem Bernhardus gesichtert war, wurde 1734 mit dem Bau des Benefiziatenhauses begonnen. Wiederum kamen die Materialien und die verarbeitenden Handwerker aus der Umgebung.
Der erste auf den Bernhardus verordnete Benefiziat (= ein durch eine Pfründe versorgter katholischer Kleriker) war noch nicht mit einer eigenen Ausstattung versehen. Dies bedeutet, dass er zunächst auf die Gaben der Pilger angewiesen war.
Offensichtlich entwickelte sich diese Konstellation mit der Zeit auf negative Weise, so dass sich Franz Xaver Leo von Rechberg-Weißenstein, der Neffe von Graf Gaudenz, dahingehend verpflichtet sah, diese Umstände zu verändern. Er stiftete daher eine eigene Versorgung für den Benefiziaten. Zuerst bestimmte Franz Xaver Leo, dass das Benefiziatenhaus nicht mehr im Eigentum des Hauses Rechberg, sondern dem der Wallfahrtskirche übergeben wurde. Der oder die Benefiziaten erhielten vierteljährlich 50 Gulden aus der herrschaftlichen Kasse von Weißenstein. Zusätzlich erhielten sie Getreide und Holz. Das Geld der Benefiziaten wurde aus Zinsen, die die Herrschaft Weißenstein an unterschiedlichen Stellen festverzinslich angelegt hatte, erwirtschaftet.
Zudem standen dem Benefiziaten die Gelder aus den zu lesenden Messen zu. Diese sollten von Georgi bis Michaelis um 8 und von Michaelis bis Georgi um 9 Uhr gelesen werden, damit die Wallfahrer die Chance zur Teilnahme an der Messe hatten. Zusätzlich waren für die Familie Rechberg wöchentlich 4 Messen zu lesen. Hinzu kamen drei Hauptfeste - St. Bernhardstag, pro Titulari und pro Dedicationis (= für Stifter).

Die Namen der Benefiziaten auf dem Bernhardus sind bekannt. Viele begannen hier ihre Karriere als Geistliche in den Rechbergischen Herrschaften. Ihre Hauptaufgabe, die Betreuung der Pilger, nahm sie stark in Anspruch. Vor allem in den Sommermonaten kamen viele Pilger auf den Berg. Es kam jedoch auch vor, dass die Benefiziaten zur Betreuung der herrschaftlichen Kinder herangezogen wurden. So ist überliefert, dass der Benefiziat Ignazius Schwarz im Spätherbst 1781 mit den Söhnen des Maximilian Emanuel von Rechberg ins französische Metz reisten und sie dort in einem Internat abgaben - und Jahre später wieder abholten. 

Das Mesnerhaus
Im Jahre 1793 wurde das Mesnerhaus auf dem Bernhardus errichtet. Die Pläne zeigen ein zweckmäßiges Haus mit Küche, Stube und Kammern für das Mesnerehepaar samt einem kleinen Stall. Die Mesner bereiteten den Gottesdienst vor und halfen stellenweise in der Liturgie. 
                   
Das Wirtshaus
Zur Versorgung der Wallfahrer entstand bereits 1729 ein Wirtshaus. Es gibt nur wenige Nachrichten darüber. Der Ellwanger Chorherr, Franz Joseph Baron von Reichlin-Meldegg, bat Gaudenz von Rechberg, seiner in Weißenstein lebende Nichte solange die Lizenz für eine Schenke auf dem Bernhardus zu erteilen, bis der Ruppertstetter Bauer ein eigenes Wirthaus bauen würde. Diese Schenke wollte die Nichte des Genannten gemeinsam mit ihrem Mann aus Holz zimmern. Tatsächlich entstand ein geplantes Wirtshaus, doch von Anfang an in Ruppertstetten. Davon existieren keine Pläne. Aus einem erhalten gebliebenen kleines Heft geht hervor, dass dort regelmäßig Wein eingelagert wurde.
Das Wirtshaus wurde im Jahre 1774 aufgegeben und schließlich 1785 verkauft. Zuvor hatte Max Emanuel von Rechberg, den man heute vor allem als Stifter der Nenninger Pietà kennt (Label: Pietà), den Wirt und seine Familie während der Hungersnot von 1770-1773 zu sich nach Donzdorf geholt und ihn dort als Tagelöhner im Donzdorfer Schlossgarten beschäftigt, weil er und seine Familie ansonsten Hungers gestorben wären.

Quellen und Literatur 
GRFAD - einschlägige Archivalien zum Bau der Wallfahrtskapelle auf dem Bernhardus




               

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